Rauer Hals, Husten oder laufende Nase? Inhalieren mit ihrem Produkt könne helfen, sagt die Pharmafirma Spirig Healthcare: Nasobol Inhalo befreie die Atemwege, befeuchte die Schleimhäute und hemme Entzündungen. Apotheken verkaufen weitere Mittel zum Inhalieren, etwa Inhalant oder Vicks Vaporub. Diese Mittel enthalten ätherische Öle wie Cineol, Kampfer, Rosmarin- und Thymianöl. Man gibt sie in ein Becken mit heissem Wasser und atmet den Dampf ein.
Doch gemäss dem Ärztenetzwerk Medix hilft Inhalieren bei Erkältungen wenig. Zu diesem Schluss kam vor ein paar Jahren auch die Cochrane Collaboration, ein internationales Netzwerk unabhängiger Wissenschafter. Sie analysierten sechs Studien mit rund 400 Teilnehmern. Den meisten Patienten ging es nach dem Inhalieren weder besser noch schlechter. Eine der Studien prüfte zudem, ob der heisse Dampf die Menge an Viren in der Nase verminderte und die Patienten dadurch weniger ansteckend waren. Beides war nicht der Fall.
Auch bei entzündeten Nasennebenhöhlen nützt Inhalieren nichts. Das zeigte 2016 eine Studie der Universität Southampton (GB) mit 800 Teilnehmern. Adrian Rohrbasser, Arzt und Forscher am Institut für Hausarztmedizin der Universität Bern, sagt: «Eine Erkältung heilt durch Inhalieren nicht schneller.» Auch bei Husten wirke es nicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob man reinen Wasserdampf inhaliert oder weitere Zutaten beifügt wie etwa Salz: Gemäss der «Deutschen Apotheker-Zeitung» bleibt das Salz überwiegend im Topf und wirkt nicht.
Ärzte warnen vor dem Inhalieren mit ätherischen Ölen
Ätherische Öle wie Menthol, Thymian oder Kampfer schaffen lediglich ein kühles Gefühl auf den Schleimhäuten. «Sie lassen sie aber nicht abschwellen.» Zu diesem Fazit kommt Medix in seinen Richtlinien zum Behandeln von Erkältungen.
Oliver Senn, Arzt und stellvertretender Leiter des Instituts für Hausarztmedizin der Uni Zürich, sagt: «Es ist nicht bewiesen, dass Inhalieren mit ätherischen Ölen wirkt.» Zudem seien diese nicht völlig harmlos. «Sie können die Haut und die Schleimhäute reizen.» Nicht geeignet seien sie für Kleinkinder und Säuglinge. Bei ihnen können schon kleine Mengen giftig wirken.
Das Inhalieren birgt weitere Gefahren. Ärzte berichten von Verbrennungen, weil die Pfanne mit dem heissen Wasser kippte. Zwei britische Studien von 2020 und 2022 erfassten Patienten vom Säugling bis zu 91-Jährigen, die sich deswegen im Spital behandeln lassen mussten. Die meisten verbrühten sich an Bauch, Genitalien und Oberschenkeln. Und Ärzte des Kinderspitals Zürich warnten vor einem Jahr, dass sich die Zahl der betroffenen Kinder in Schweizer Spitälern mehr als verdoppelt habe.
Spülungen wirken besser bei entzündeten Nasennebenhöhlen
Wer erkältet ist, braucht vor allem eines: Ruhe. Das rät Arzt Adrian Rohrbasser. Zudem gebe es verschiedene Mittel, um die Beschwerden erträglicher zu machen: Gegen Fieber und Schmerzen wirken Medikamente mit Paracetamol oder Ibuprofen. Das Spülen der Nase befeuchtet die Schleimhäute und nützt auch bei entzündeten Nebenhöhlen.
Spirig Healthcare schreibt, dass die Arzneimittelbehörde Swissmedic den Nutzen von Nasobol Inhalo bei Atemwegsinfekten bestätigt habe und der Nutzen die Risiken überwiege. Für Kleinkinder und Säuglinge sei das Mittel nicht zugelassen. Galenica verweist auf die Packungsbeilage von Vicks Vaporub. Dort seien mögliche Nebenwirkungen aufgelistet.
Das hilft bei Erkältungen
- Gönnen Sie sich Ruhe und genügend Schlaf.
- Spülen Sie die Nase mit Salzwasser. Lösen Sie einen Teelöffel Salz in einem halben Liter lauwarmen Wasser.
- Bei stark verstopfter Nase helfen abschwellende Nasensprays. Verwenden Sie diese aber nur wenige Tage.
- Bei Gliederschmerzen und Kopfweh nützen Paracetamol oder Ibuprofen.
- Honig lindert den Husten.
- Versuchen Sie es mit Zink: Nimmt man es frühzeitig ein, kann es die Erkältung um einen bis zwei Tage verkürzen. Allerdings verursacht Zink oft Magen-Darm-Probleme.