Das «Model 3» von Tesla ist 2020 der am drittmeisten verkaufte Neuwagen in der Schweiz. Die Elektroautos können autonom parkieren und im Autopilot-modus relativ eigenständig auf der Strasse fahren.
Möglich machen dies viele Kameras, Sensoren und eine ständige Internetverbindung. Acht Kameras beobachten die Umgebung in einem Umkreis von bis zu 250 Metern. Mit ihnen lassen sich Aufnahmen in hoher Auflösung machen. Menschen, Autokennzeichen und Umgebung sind klar zu erkennen, wie eine saldo-Testfahrt mit einem neuen «Model S» zeigt. Der Fahrer kann die Aufnahmen ansehen, speichern und bearbeiten.
Der Fahrer weiss nicht, wann die Kamera im Innenraum filmt
Aufnahmen sind in drei verschiedenen Situationen möglich:
Während der Fahrt: Die Kameras machen rund um das Auto Aufnahmen.
Auf dem Parkplatz: Der sogenannte Wächtermodus kontrolliert das Geschehen rund ums Auto mit Kameras. Der saldo-Praxistest zeigt: Während klassische Alarmanlagen erst nach Erschütterungen aktiviert werden, filmen die Tesla-Kameras auch zufällig vorbeigehende Passanten, die das Auto nicht berühren.
Überwachung des Innenraums: In den neusten Tesla-Modellen mit der Bezeichnung 3 ist im Innenraum eine Kamera montiert. Der Fahrer hat auf diese Kamera keinen Zugriff und weiss nicht, wann diese filmt. Laut Tesla ist diese Kamera in Europa nicht aktiv.
Tesla sammelt und speichert persönliche Daten
Käufer eines Teslas müssen mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags zustimmen, dass der US-Autohersteller persönliche Daten sammelt und speichert (siehe Kasten). Tesla räumt sich dabei auch das Recht ein, «Geschwindigkeitsinformationen», «persönliche Fahrzeugeinstellungen» oder «kurze Videoaufnahmen der Aussenkameras des Fahrzeugs» zu speichern.
Zwar gibt Tesla seinen Kunden die Möglichkeit, die Datenweitergabe in den Einstellungen zu unterbinden. Doch rät der Autobauer davon ab. Denn: Die verhinderte Datenweitergabe könne dazu führen, dass die Funktionalität des Fahrzeugs eingeschränkt werde oder andere «ernsthafte Schäden oder Funktionsunfähigkeit eintreten».
Auch Volvo will seine Kunden überwachen. In zwei Jahren soll der Geländewagen «XC90» mit Innenraumkameras unterwegs sein. Diese und andere Sensoren beobachten den Fahrer und entziehen ihm bei Bedarf die Kontrolle über das Auto. Besagtes «Driving Monitoring System» greife nur ein, wenn ein abgelenkter oder berauschter Fahrer schwere Verletzungen oder Todesfälle riskiere, heisst es bei Volvo. Eine Videoaufzeichnung finde nicht statt. saldo wollte von Volvo wissen, ob Daten der Innenkameras auf externen Servern gespeichert würden. Und falls ja, wo genau sich die Server befinden. Darauf wollte der schwedische Konzern in chinesischem Besitz nicht antworten.
Tipp: Fahrer sollten Aufnahmen von Autokameras im öffentlichen Raum weder veröffentlichen noch aufbewahren. Das ständige Filmen von Autokennzeichen und Personen ist ein unverhältnismässiges Sammeln von Personendaten auf Vorrat. Das verletzt die Persönlichkeitsrechte der gefilmten Personen und kann zu einer Anzeige führen. Aufnahmen dürfen nur bei überwiegendem Interesse an einer Beweissicherung gespeichert werden, zum Beispiel bei einem Unfall.
US-Datenschutz ist «ungenügend»
Tesla sammelt und speichert die beim Fahren entstehenden Informationen. Bei der Übermittlung beruft sich der US-Hersteller auf eine Vereinbarung zwischen der Schweiz und den USA – dem sogenannten Privacy Shield. Demnach können die über dieses Programm zertifizierten US-Unternehmen – dazu gehört auch Tesla – Daten ihrer Schweizer Kunden in die USA übermitteln. Für den Eidgenössischen Datenschützer genügt diese Datenübermittlung den Anforderungen des Datenschutzgesetzes nicht. Der Datenschutz in den USA sei «ungenügend». Begründung:
Laut dem Europäischen Gerichtshof ist der Datenschutz in den USA schlecht – besonders wegen der Überwachungsprogramme der US-Behörden. «Es reicht nicht, wenn sich eine Firma in einer allgemeinen Datenschutzerklärung ermächtigt, Daten ins Ausland zu liefern, wenn dort kein angemessener Schutz gewährleistet werden kann», sagt der Zürcher Jurist und Datenschutzspezialist Tobias Naef. Warum Tesla trotzdem Daten von Schweizer Kunden in die USA liefert, beantwortete der Autohersteller nicht.