Es ist Freitag. Die Woche von Natali Burduli (38) und Sandro Gabisonia (40) endet mit einem Tag Home-Office. Beide arbeiten in der Kommunikationsbranche. Das Paar lebt mit seinen beiden Söhnen in einer Eigentumswohnung in Tiflis. In Georgien konzentriert sich die Mittelschicht auf die moderne, westlich orientierte Hauptstadt. Die Unterschiede zwischen der Stadt und den ländlichen Gebieten sind enorm. Der durchschnittliche Monatslohn in Georgien liegt bei 620 Franken.
Sohn Max (9) besucht eine Privatschule und träumt davon, für Real Madrid Fussball zu spielen. Für Luca (1) sorgt ein Kindermädchen, wenn die Eltern ausser Haus sind.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: 3700 Franken netto
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 690 Franken für die Hypothek, 50 Franken für Nebenkosten
- Krankenversicherung: 60 Franken pro Monat für die ganze Familie, die Hälfte davon wird direkt von den Löhnen abgezogen.
- Steuern pro Jahr: 10'600 Franken Einkommenssteuer, 330 Franken Vermögenssteuer
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Sandro: Ja, wir besitzen eine Eigentumswohnung und leben gut.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Sandro: Eine Gemüsesuppe mit Matsoni, das ist eine Art Joghurt.
Wie sind Sie zu Ihren Berufen gekommen?
Sandro: Ich studierte an der Universität Edinburgh und ein Semester in Fribourg.
Natali: Ich bin ausgebildete Anwältin und Redaktorin.
Wie lange arbeiten Sie?
Natali: Jeweils von 12 bis 18 Uhr.
Sandro: Ich arbeite von 11 bis 19 Uhr, drei Tage pro Woche im Home-Office.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Natali: 40 Minuten zu Fuss. Mit dem Bus sind es 25 Minuten.
Sandro: 25 Minuten mit dem Auto.
Wann machten Sie zuletzt Ferien?
Sandro: Natali und ich sind gerade vom Ozora-Camping, einem ungarischen ElektroFestival, zurückgekommen. Wir reisen zwei Mal pro Jahr ins Ausland.
Sparen Sie Geld?
Sandro: Nein. Wir zahlen unsere Hypothek innerhalb von fünf Jahren zurück, bevor die Zinsen explodieren.
Welches Thema beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Sandro: Unsere Regierung warnt uns vor einem neuen Krieg mit Russland, sollten wir bei den Wahlen proeuropäisch stimmen. Aber wie der US-Politiker Benjamin Franklin einst sagte: «Ein Volk, das bereit ist, ein bisschen Freiheit für ein bisschen Sicherheit zu opfern, wird am Ende beides verlieren.» Unsere Zukunft hängt vom Ende des Kriegs in der Ukraine ab.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Sandro: Natali hat ein Grundstück in den Bergen geerbt, auf dem ich Schnaps herstellen und ein Gästehaus eröffnen möchte.