Ich liebe Fussball. Deshalb werde ich am Freitag und am Montag auch die ­WM-Quali­fikationsspiele der Schweiz schauen. Aber: Ich höre noch gut. Und ich bin auch nicht sonderlich schwer von Begriff.

Trotzdem werde ich vom Schweizer Fernsehen behandelt, als wäre ich taub und dumm. «Embolo Toooooooor!», schallte es beim ersten EM-Spiel der Schweizer aus dem Fernseher. «Toooooooor für die Schweiz!» Und nochmals: «Breel Embolo, Toooooooor!»

Elf Sekunden ging das so. Ich habs gestoppt. Dabei hatten wir Zuschauer es selbst schon gesehen. Und wer es nicht gesehen hatte, der hatte es beim ersten Mal begriffen: Embolo hatte ein Tor geschossen.

In solchen Momenten frage ich mich: Haben Sportreporter ein Pflichtenheft? Und steht da drin: «Ich schreie in die Welt hinaus, was jeder selbst gesehen hat – am besten drei Mal nacheinander»? Müsste da nicht eher stehen: «Ich erkläre, was der Zuschauer nicht sieht. Weil ich im Stadion bin und er zu Hause. Und ich erkläre ihm, was er nicht weiss. Weil ich der Fachmann bin und er der Laie.»

Oder als Gavranovic für ein grobes Foul die gelbe Karte sah. Zuerst spottete der Reporter: «Bonucci wird ohne Krücken weiterspielen können.» Und dann: «Solche ­Sachen vermissten wir in der ersten Halbzeit. Dass einer hingeht. Da wos wehtut. Und wo man auch wehmachen kann. Es ist wichtig, mal solche Duftmarken zu setzen. Ja, warum denn nicht?»

Warum nicht? Zum Beispiel weil Gavra­no­vic den Gegner hätte schwer verletzen können. Weil er eine Sperre riskiert. Und weil er ein schlechtes Vorbild für alle Junioren ist.

Es stellt sich die Frage: Wer ist nun eigentlich der Fachmann und wer der Laie?