Solmucalm sei der «am häufigsten verordnete Hustensirup der Schweiz», loben Ärzte und der Hersteller in einer zwölfseitigen Werbebeilage der Ärztezeitung «Medical Tribune». Solmucalm enthält den Wirkstoff Chlorphenamin. Dieser soll dafür sorgen, dass der Körper weniger schnell ein Hustensignal auslöst und sich der Husten beruhigt. Auch Grippemittel anderer Hersteller enthalten Chlorphenamin: zum Beispiel Arbid N und Triofan Rhinitis retard der Firma Vifor oder Fluimucil Grippe Day & Night von Zambon.
Doch Chlorphenamin ist nicht harmlos. Thomas Münzer, Chefarzt der Geriatrischen Klinik St. Gallen, sagt: «Chlorphenamin dämpft die Gehirnfunktion, macht müde und kann bei älteren Leuten Stürze verursachen.» Zudem treten gelegentlich Beschwerden auf wie etwa ein trockener Mund, Verstopfung und Störungen beim Wasserlassen. Deutsche Forscher setzten Chlorphenamin wegen seiner Nebenwirkungen auf die sogenannte Priscus-Liste. Dort sind Substanzen vermerkt, die für ältere Leute problematisch sind.
Krämpfe und Halluzinationen bei zu hoher Dosierung
Vorsicht geboten ist auch bei Kindern. Sie sind besonders empfindlich auf Überdosierungen. Erhalten sie zu viel Chlorphenamin, sind Krämpfe und Halluzinationen möglich. Im schlimmsten Fall kann bei Kleinkindern schon ein geringer Dosierungsfehler einen Atemstillstand verursachen (saldo 18/2013).
Für den Zürcher Hausarzt Thomas Walser ist klar: «Hustensirup sollte keine bedenklichen Mittel wie Chlorphenamin enthalten.» Ein Husten halte 10 bis 21 Tage an, auch wenn man Hustensirup einnehme. Walser empfiehlt Mittel mit Thymian, Eukalyptus, Efeublättern oder Primeln.
Der St. Galler Arzt Thomas Münzer rät, genug zu trinken, damit sich der Schleim löst. Dauere ein Husten länger als drei Wochen, solle man den Hausarzt aufsuchen.
Laut dem Institut Biochimique, dem Hersteller von Solmucalm, überwiegt der Nutzen des Präparats die Nebenwirkungen. Es stehe in der Packungsbeilage, dass es schläfrig machen könne. Vifor teilt mit, weder zu Arbid N noch zu Triofan Rhinitis retard seien schwerwiegende Fälle von Nebenwirkungen gemeldet worden.