Hotelcard: Kaum Rabatte
Die Buchungsplattform Hotelcard.com verspricht in ihrer Werbung die «besten Hoteldeals der Schweiz». Doch bei einer Stichprobe suchte saldo Rabatte meist vergeblich.
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- Tabelle Hotelcard im Vergleich zu Direktbucher
saldo 16/2021
12.10.2021
Monique Misteli
Mit 30 bis 50 Prozent Rabatt in über 500 Hotels in der Schweiz und im nahen Ausland übernachten – ganzjährig und ohne versteckte Kosten: Das verspricht die Firma Hotelcard AG aus Thun BE. Sie betreibt die Buchungsplattform Hotelcard.com. Die Karte kostet pro Jahr 99 Franken. Im Gegenzug offerieren Hotels auf Hotelcard.com ihre verfügbaren Zimmer zu einem Sonderp...
Mit 30 bis 50 Prozent Rabatt in über 500 Hotels in der Schweiz und im nahen Ausland übernachten – ganzjährig und ohne versteckte Kosten: Das verspricht die Firma Hotelcard AG aus Thun BE. Sie betreibt die Buchungsplattform Hotelcard.com. Die Karte kostet pro Jahr 99 Franken. Im Gegenzug offerieren Hotels auf Hotelcard.com ihre verfügbaren Zimmer zu einem Sonderpreis, wirbt Hotelcard. Die «besten Hoteldeals der Schweiz» seien möglich, weil man von den Hotels keine Kommissionen verlange. Das sei eine «Win-win-Situation» für die Gäste. Doch stimmt das?
saldo verglich die Preise von sechs Hotels, die in einem Hotelcard-Inserat im «Migros-Magazin» vom 13. September beworben wurden, mit den Preisen, die dieselben Hotels bei einer Direktbuchung verlangen. Die Testreservationen für ein Doppelzimmer mit Frühstück wurden für ein Weekend vom 8. bis 10. Oktober, für ein Wochenende in der Neujahrswoche sowie für ein Wochenende während der Skiferien im Februar vorgenommen.
Nur in zwei Fällen ein deutlicher Rabatt
Resultat: Die von Hotelcard in Aussicht gestellten Rabatte von 30 bis 50 Prozent werden an den Testwochenenden kaum je gewährt. Unter den 18 Reservationen via Hotelcard.com gab es nur in zwei Fällen einen namhaften Rabatt – im Cresta Palace in Celerina etwa kostete das Doppelzimmer fürs Skiweekend via Hotelcard 459 Franken weniger als direkt gebucht (siehe Tabelle im PDF). Sonst gab es nur minimalen oder gar keinen Rabatt. So verlangte Hotelcard für die zwei Übernachtungen im Stadthotel Marta in Zürich 164 Franken. Bei Direktbuchung hätte dasselbe Zimmer nur einen Franken mehr gekostet. Im Vier-Sterne-Hotel La Tureta in Bellinzona TI hätten zwei Übernachtungen bei Hotelcard 482 Franken gekostet. Bei Direktbuchung wäre das Zimmer 10 Franken günstiger gewesen.
Die Stichprobe zeigt zudem: Will man an Wochenenden oder in der Hauptsaison ein Zimmer via Hotelcard buchen, funktionierte das oft nicht. Von den 18 Buchungsanfragen waren nur acht über Hotelcard verfügbar. Bei der telefonischen Direktbuchung konnten dagegen 13 Zimmer gebucht werden.
Mit Hotelcard kann man zudem maximal drei Nächte reservieren – bei Direktbuchungen gibts keine Begrenzung. Der Walliser Tourismusexperte Roland Schegg sieht in Hotelcard «nur ein weiteres Werkzeug für die Hotels, um die Betten besser auszulasten». Wegen der beschränkten Verfügbarkeit sei der Nutzen für Gäste «nicht in allen Fällen offensichtlich».
Hotelcard schreibt dazu: «Auf Hotelcard.com sind praktisch zu jedem Zeitpunkt 250 der über 500 Partnerhotels mit 30 bis 50 Prozent Rabatt verfügbar.»