Viele Markenprodukte sind in der Schweiz massiv teurer als im benachbarten Ausland. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses hat die Preisunterschiede noch verstärkt.
Für die Interessengemeinschaft Detailhandel, der Migros, Coop, Manor und Denner angehören, ist klar, wer dafür verantwortlich ist: die internationalen Konzerne. Sie würden den hiesigen Detailhandel zwingen, Markenprodukte zu überhöhten Preisen einzukaufen. Die Migros schreibt im «Migros-Magazin» vom 26. Januar gar, sie müsse zum Teil Einstandspreise zahlen, «die höher sind als die Ladenpreise in Deutschland».
Einstandspreise höher als die Ladenpreise im Ausland? saldo fragte bei den Detailhändlern nach Beispielen. Erfolglos. «Wir geben keine Einstandspreise bekannt», teilt zum Beispiel Coop mit.
Doch saldo kennt die Migros-Einstandspreise von drei Produkten von Anfang Januar. Es handelt sich um die Tagescreme «Nivea Vital mit Argan-Öl», die Reinigungsmilch «L’Oréal Age Perfect» und das Haarfärbemittel «Schwarzkopf Perfect Mousse 465».
Die Einstandspreise verglich saldo mit den Verkaufspreisen in den Drogeriemärkten Müller und DM im deutschen Konstanz. Resultat: Bei den drei Kosmetika ist der Einstandspreis der Migros tatsächlich höher als der Ladenpreis in Deutschland. Beispiel Nivea-Tagescreme: Bei Müller in Konstanz kostete die Creme Anfang Januar Fr. 6.72 (ohne Mehrwertsteuer), bei DM nur Fr. 6.10.
Die Migros musste dem Hersteller Beiersdorf für die Creme einen Einstandspreis von Fr. 8.96 hinblättern. Absurd: Der orange Riese zahlt im Einkauf somit umgerechnet Fr. 2.86 mehr als der einfache Kunde im DM-Drogeriemarkt in Konstanz.
Würde man mit dem aktuellen Euro-Wechselkurs von rund 1 Franken rechnen, wären die Preisunterschiede noch viel grösser.
Der Beiersdorf-Konzern, zu dem die Marke Nivea gehört, macht keine konkreten Angaben zu den Preisen. Henkel (Schwarzkopf) und L’Oréal wollen sich zum Preisvergleich und dem Vorwurf, sie würden Schweizer Detailhändler schröpfen, nicht äussern.
Happige Aufpreise der Detailhändler
Ursache für die hohen Preise in der Schweiz sind auch die Margen der Detailhändler. Das zeigt sich am Beispiel der drei Kosmetikartikel deutlich: Die Nivea-Tagescreme verkauft die Migros 83,9 Prozent über dem Einstandspreis. Bei der Reinigungsmilch beträgt der Aufpreis 88,5 Prozent, beim Haarfärbemittel sogar 93,4 Prozent.
Migros-Sprecherin Monica Glisenti stellt in Abrede, dass die Margen der Migros besonders hoch seien – weder im Vergleich zu anderen Schweizer noch zu ausländischen Detailhändlern.