Gemüse und Früchte aus biologischem Anbau sind viel weniger stark mit gesundheitsgefährdenden Pestiziden belastet als konventionell hergestellte Lebensmittel. Das belegen Tests von «K-Tipp», saldo und der Stiftung Warentest immer wieder. Doch wer Schädlingsbekämpfungsmittel in seiner Nahrung vermeiden möchte, muss nicht immer auf Bio setzen. Das zeigt eine wissenschaftliche Studienauswertung der unabhängigen Environmental Working Group (USA). Sie gibt jedes Jahr einen Konsumentenführer heraus, der das «giftigste» und das «sauberste» Gemüse und Obst auflistet. Die Angaben basieren auf Analysen der US-Gesundheitsbehörden.
«Sauber» kann zweierlei bedeuten: Entweder, es kamen bei der Produktion des Lebensmittels keine Pestizide zum Einsatz. Oder die verwendeten Chemikalien finden sich nur auf der Schale und dringen nicht ins Fruchtfleisch ein. Bei solchem Obst und Gemüse können Konsumenten also auch bedenkenlos Ware aus konventioneller Landwirtschaft kaufen. Ein paar Beispiele:
Clementinen und Mandarinen: Sie werden intensiv mit Schädlingsbekämpfungsmitteln gespritzt. Gemäss einem «K-Tipp»-Labortest gelangen bei geschälten Clementinen und Mandarinen aber höchstens kleinste Pestizidspuren ins Fruchtfleisch. Wer die Früchte mit Wasser abwäscht, kann damit nur einen kleinen Teil der Chemikalien in der Schale beseitigen. Das bedeutet: Wer die Schale von Zitrusfrüchten beim Kochen verwenden will, sollte Bio-Ware kaufen.
Avocados: Auch bei der Produktion von Avocados kommen viele Pestizide zum Einsatz – sie sind aber durch ihre Schale gut geschützt, wie ein «Kassensturz»-Test im April dieses Jahres aufzeigte. Das Fleisch der Avocados ist fast frei von Pestiziden.
Tipp: Nach dem Schälen die Hände waschen, um den Kontakt mit den Pestiziden auf das Minimum zu reduzieren.
Orangensaft: Auch im Orangensaft findet man wegen der Schale um die Früchte höchstens Kleinstmengen oder gar keine Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln mehr («K-Tipp» 9/2018).
Konventionell angebaute Auberginen und Spargeln können ebenfalls konsumiert werden, ohne dass man eine Belastung mit Pestiziden fürchten muss – allerdings aus anderen Gründen:
Auberginen: Laut Lucius Tamm, Leiter des Departements für Nutzpflanzenwissenschaften am Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick AG, braucht es für den Anbau von Auberginen fast oder gar keine Pestizide, weil die Pflanzen in der Schweiz relativ neu und deshalb noch nicht anfällig auf Schädlinge sind.
Spargeln: Spargeln enthalten laut der US-Studie vergleichsweise wenig Schadstoffrückstände. Grund: Das Gemüse wird erst rund ein Jahr nach der letzten Behandlung mit Pestiziden geerntet. Dadurch ist ein Grossteil der Pestizide beim Essen bereits abgebaut.
Wer bei Gemüse und Obst gelegentlich auf konventionelle Ware setzt, kann viel Geld sparen. Denn Bio-Lebensmittel sind oft deutlich teurer («K-Tipp» 13/2019): So kostete ein Kilo Bio-Auberginen bei der Migros Ende Oktober Fr. 5.90, das gleiche Gemüse aus konventionellem Anbau aber nur Fr. 3.50 – das ergibt einen Bio-Aufschlag von 69 Prozent. Bei den Coop-Bio-Clementinen lag der Bio-Aufschlag bei 32 Prozent.
Hohe Bio-Marge bei den Grossverteilern
Bei diesen Lebensmitteln sollte man auf Bio-Qualität setzen, um Pestizide zu vermeiden:
Salat und Spinat: Pestizide landen bei diesem Gemüse auf den Blättern. «Da ist der konsumierbare Teil dem Schadstoff direkt ausgesetzt», sagt -Experte Lucius Tamm.
Trauben, Äpfel, Erdbeeren: Obst gehört laut Tamm zu den Anbauten, die am anfälligsten für Schädlinge sind. Deshalb kommt dort relativ viel Chemie zum Einsatz. Mehrere Tests von saldo und «K-Tipp» zeigen: Diese Früchte können regelrechte Giftcocktails enthalten.
Pfirsiche und Feigen: Sie werden kurz nach dem Spritzen geerntet und weisen deshalb mehr Pestizidrückstände auf.
An Bio-Produkten verdienen vor allem die Detailhändler: Bereits vor über zehn Jahren wies der «K-Tipp» nach, dass die Marge der Grossverteiler bei Bio-Rüebli zwischen 50 und 70 Prozent lag, bei konventionellen aber nur zwischen 25 und 30 Prozent. Die Vermutung liegt nahe, dass die Grossverteiler die Zahlungsbereitschaft der Bio-Kunden ausnutzen. Das schrieb 2014 auch das Bundesamt für Landwirtschaft, als es in einer Studie die auffällig hohen Gewinnmargen für Bio-Kartoffeln thematisierte (saldo 12/2014).
Bio-Landbau schützt auch das Grundwasser
Biologischer Lebensmittelanbau, in dem keine synthetischen Pestizide zum Einsatz kommen, ist nicht nur ein Plus für die Gesundheit der Menschen, er schont auch die Umwelt. Die grossen Mengen an Schadstoffen aus der konventionellen Landwirtschaft belasten nachhaltig das Grundwasser. Das zeigt ein im August dieses Jahres publizierter Bericht des Bundesamts für Umwelt. 80 Prozent des Schweizer Trinkwassers stammen aus dem Grundwasser.