Frühlingsgefühle kamen bei Giovanni Rossi (Name geändert) während Jahren nicht auf. Wenn die Wiesen blühten, plagte ihn der Heuschnupfen so sehr, dass er sich kaum mehr nach draussen wagte.
Rossi versuchte, die Beschwerden mit einer Immuntherapie loszuwerden: Dabei gewöhnt der Arzt einen Heuschnupfenpatienten allmählich an die Pollen, die Allergien auslösen. Er spritzt immer grössere Mengen des Stoffs unter die Haut. Doch diesen vertrug der junge Mann nicht. Also schluckte er erst das Medikament Zyrtec, dann Claritine.
Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin, das der Körper bei allergischen Reaktionen freisetzt. Rossi aber nützten die Tabletten nichts. Das Einzige, was ihm half, war eine Kortisonspritze: «Ich wollte mir aber nicht auf Dauer Kortison spritzen lassen», sagt Rossi.
Homöopäthie brachte Linderung
Dann hörte er von einer Kollegin, die mit homöopathischen Mitteln Erfolg hatte. Die Globuli halfen auch ihm. Das ist nun vier Jahre her. «Heute kann ich die Frühlingssonne wieder geniessen», sagt Rossi. Er habe nur noch leichten Heuschnupfen und komme ohne Chemie aus.
Stephanie Wolff, Ärztin und Homöopathin in Bülach ZH, unterscheidet zwischen starken und leichten Symptomen. Bei starken Beschwerden rät sie, einen Homöopathen aufzusuchen. Dieser setzt ein Mittel ein, das individuell auf die Betroffenen abgestimmt ist.
Bei leichten Beschwerden kann man ein kombiniertes homöopathisches Mittel aus der Apotheke ausprobieren. Solche Mittel enthalten unter anderem die hochverdünnten Wirkstoffe von Sabadilla, Luffa operculata oder Euphrasia. Sabadilla kann helfen, wenn die Augen jucken, die Nase verstopft ist und der Rachen kratzt. Luffa operculata wird vor allem bei verstopfter Nase und Schnupfen verwendet. Euphrasia hilft, wenn die Augen entzündet sind, brennen oder jucken.
Es gibt weitere alternative Therapien, die Erfolg versprechen. Zum Beispiel die Phytotherapie. Viele Therapeuten und Ärzte setzen auf ein Präparat mit einem Extrakt aus den Blättern der Pestwurz, das Tesalin. Es ist rezeptpflichtig.
Andreas Schapowal, Arzt für Allergologie in Landquart GR, hat bereits vor Jahren eine kleinere Studie mit 330 Personen durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass der Pestwurzextrakt genauso gut wirkt wie der chemische Wirkstoff Fexofenadin, der in den Medikamenten Telfast und Telfastin Allergo enthalten ist. Die Studie wurde allerdings vom Tesalin-Hersteller finanziert.
Behandlung früh genug beginnen
Nicht nur die Phytotherapie, auch die Traditionelle Chinesische Medizin bietet Betroffenen Methoden an, die den Heuschnupfen lindern können. Die Ärztin Yvonne Gilli aus Wil SG wendet bei akutem Heuschnupfen in erster Linie Akupunktur an. «Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Die Beschwerden nehmen meistens deutlich ab», sagt Gilli. Auch hier liegen erste Studienresultate vor. Eine 2015 veröffentlichte australische Studie mit 175 Teilnehmern ergab, dass eine vierwöchige Akupunkturtherapie wirken kann.
Gilli rät, sich bereits im Winter behandeln zu lassen, bevor Pollen fliegen. «Das braucht etwas Geduld. Man spürt aber über mehrere Jahre eine kontinuierliche Verbesserung.» Manche Therapeuten würden dazu chinesische Kräuter verabreichen, die helfen könnten, sagt sie.
Manche Betroffene versuchen es mit einer Bioresonanztherapie. Die Methode geht davon aus, dass der Körper elektromagnetische Schwingungen aussendet. Bei einer Krankheit verändern sich diese Schwingungen. Der Therapeut behandelt die Beschwerden mit Signalen, um die negativen Schwingungen zu vermindern. Die Methode ist umstritten, Studien brachten bisher keine Klärung.
«Therapeutischer Unsinn»
Naturheilpraktiker Hans Ruedi Aeberli sagt zwar, er habe gute Erfahrungen mit Bioresonanz gemacht. Für den Zürcher Hausarzt Thomas Walser steht allerdings fest: «Ich halte nicht sehr viel von dieser Methode.» Die Fachkommission der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie betitelte Bioresonanz bereits vor zehn Jahren als «diagnostischen und therapeutischen Unsinn».
Der Gesundheitstipp hat ein Merkblatt zum Thema zusammengestellt. Download unter www.saldo.ch/Service/Merkblätter.
Tipps
- Spülen Sie Ihre Haare vor dem Zubettgehen.
- Halten Sie das Schlafzimmerfenster geschlossen oder befestigen Sie am Fenster einen Pollenfilter.
- Nehmen Sie Ihre Kleider nicht ins Schlafzimmer.
- Trocknen Sie Wäsche nicht draussen.
- Lüften Sie nur morgens kurz die Wohnung.
- Tragen Sie draussen eine Sonnenbrille.
- Nutzen Sie die Zeit nach einem starken Regenfall für einen Spaziergang.
- Treiben Sie Sport drinnen, nicht draussen.
- Reisen Sie in der Pollensaison ans Meer oder in die Berge.