Die Helsana hat im vergangenen Jahr von ihren 1,9 Millionen Versicherten rund 6,5 Milliarden Franken Prämien eingenommen. Der Jahresgewinn betrug 54 Millionen Franken. Die Helsana konnte ihr Eigenkapital damit auf 2,3 Milliarden Franken erhöhen. Die Nummer 1 im Schweizer Krankenkassenmarkt spricht von einem «starken Jahresergebnis und gut dotierten Finanzen».
Die Versicherten stöhnen über die stets steigenden Prämien. Doch ein Teil der über 3200 Helsana-Angestellten kann sich freuen – allen voran Helsana-Chef Daniel H. Schmutz. Sein Lohn machte im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr einen Sprung um 18 Prozent auf rund 810 000 Franken. Und die Angestellten erhalten neben ihrem Lohn Nebenleistungen wie etwa vergünstigte Grund- und Zusatzversicherungen – wie in der Branche üblich.
Helsana-Mitarbeiter bekommen aber noch ein zusätzliches «Zückerchen». Ihre Arbeitgeberin übernimmt auch eine Hypothekarzinsvergünstigung bei der Grossbank UBS von grosszügigen 0,5 Prozent für die Finanzierung von selbstgenutztem Wohneigentum – bis zum Gesamtdarlehensbetrag von 2 Millionen Franken. Bezahlt aus Prämiengeldern. Zum Vergleich: Die basellandschaftliche Kantonalbank gewährt ihren Mitarbeitern vergünstigte Hypotheken nur bis zum maximalen Darlehensbetrag von 700 000 Franken.
Laut dem Vergleichsportal Moneypark beträgt der durchschnittliche Zins für eine 10-jährige Festhypothek aktuell 1,25 Prozent. Der Helsana-Mitarbeiter würde dafür nur 0,75 Prozent zahlen. Die restlichen Kosten übernimmt die Helsana. Bei der Hypothekhöchstsumme von 2 Millionen Franken ergibt das pro Jahr tiefere Zinskosten von 10 000 Franken für den Helsana-Mitarbeiter.
Helsana: «Vergünstigungen wie in jeder Branche»
Wie erklärt die Krankenkasse den Versicherten die generöse Hypothekarvergünstigung mit Prämiengeldern? «Wir verstehen, wenn Vergünstigungen für Mitarbeitende innerhalb der Sozialversicherung kritisch beäugt werden», schreibt Sprecherin Dragana Glavic-Johansen. Doch auch Helsana- Angestellten stünden Vergünstigungen zu, «wie sie in jeder Branche Usus sind». Zudem sei die Helsana nicht nur eine Grundversicherung, sondern verkaufe auch Zusatz- und Unfallversicherungen.
Tatsache aber ist: 70 Prozent der Prämieneinnahmen stammen gemäss Geschäftsbericht aus der obligatorischen Grundversicherung. Und Assura, Atupri, CSS, Concordia, KPT und Sanitas bieten keine Hypothekarvergünstigungen an.
Warum offeriert die Helsana nicht auch den Versicherten günstige Hypotheken? Die Helsana findet die Frage «etwas polemisch». Es handle sich um eine Lohnnebenleistung für Mitarbeiter. Den Kunden würden «hervorragende Versicherungsleistungen» angeboten, schreibt die Helsana.
Auch die Swica mit 1,5 Millionen Versicherten subventioniert Mitarbeiterhypotheken. In den Genuss vergünstigter Hypotheken kommen von den 1800 Angestellten jedoch nur 300 Kadermitarbeiter. Sie erhalten laut Swica-Kommunikationsleiterin Silvia Schnidrig «einen jährlichen Beitrag von maximal 10 000 Franken».
«Mitarbeiter mit Eigenheim bleiben Unternehmen treu»
Die Swica spricht von «Mitarbeiterbindung». Fachleute seien «sehr schwierig zu finden und Mitarbeitende, die ein Eigenheim besitzen, bleiben dem Unternehmen eher treu», schreibt Schnidrig. Das gilt offenbar nicht für die Versicherten. Ihnen offeriert die Swica keine vergünstigten Hypotheken.
Die Visana gewährt wie die Helsana ebenfalls um 0,5 Prozent vergünstigte Hypotheken. Sie ist aber selber Darlehensgeberin und nicht eine Bank. Eine Anlage in Hypotheken sei für Visana lukrativer als in Obligationen, die aktuell eine Minusrendite aufwiesen, schreibt Visana-Medienchef David Müller. «Die Hypotheken helfen, die Rendite der Versicherung zu verbessern.» Das würde aber auch bei Hypotheken an Versicherungskunden gelten. Müller sagt, mit den heutigen Ressourcen sei ein solcher Ausbau des Angebots nicht möglich. Zudem sei die Konkurrenz sehr gross.