Wie jedes Jahr wird das Bundesamt für Gesundheit im September die Krankenkassenprämien für 2022 publizieren. Und ebenfalls wie jedes Jahr versuchen dann Krankenkassenvermittler, möglichst viele Versicherte von einem Kassenwechsel zu überzeugen.
Ein lukratives Geschäft, wie Zahlen des Bundes zeigen: In der Grundversicherung gaben die Kassen zwischen 2016 und 2019 rund 164 Millionen Franken für Abschlussprovisionen und Vermittlungen aus. Dazu kamen Werbeausgaben von 228 Millionen Franken. Am meisten Provisionen zahlte die Helsana-Gruppe mit ihren 1,5 Millionen Grundversicherten. In den Jahren 2018 und 2019 kassierten Vermittler 28,7 Millionen Franken.
Bis zu 250 Franken pro Neuabschluss
saldo liegen die Zahlen eines Vermittlers vor. Für jeden Neuabschluss zahlte die Helsana mindestens 100 Franken. 250 Franken gabs für einen Abschluss, wenn Neuversicherte eine Franchise von mindestens 2000 Franken wählten. Bis zu 250 Franken für die Vermittlung eines Neukunden zahlte auch die Visana-Gruppe mit ihren rund 950 000 Versicherten.
Teuer sind auch die Dienste des Vergleichsportals Comparis.ch. Für jede Offerte, die Interessierte dort bestellen, erhält Comparis 45 Franken von den Versicherungen – selbst wenn kein Abschluss zustande kommt. Im Jahr 2020 zahlten die Kassen allein an Comparis 7,3 Millionen Franken.
Die steigenden Ausgaben für Provisionen sind den Krankenkassenverbänden Santésuisse und Curafutura ein Dorn im Auge. Per 1. Januar 2021 setzten sie die freiwillige «Branchenvereinbarung Vermittler» in Kraft: Neu sollen die Kassen pro Vermittlung in der Grundversicherung höchstens 70 Franken zahlen.
Weiter geht St. Gallen. Vor zwei Jahren forderte der Kanton in einer Standesinitiative, dass Provisionen in der Grundversicherung verboten werden sollen. Der Nationalrat stimmte der Vorlage im Herbst 2020 zu, nachdem der Ständerat diese abgelehnt hatte. Der Ständerat muss nochmals über die Bücher. Bleibt er bei seinem Nein, ist die Vorlage vom Tisch. Abgestimmt wird voraussichtlich noch dieses Jahr.
Zahnlos ist der Entwurf des Bundesrats zu einem «Bundesgesetz über die Regulierung der Versicherungsvermittlertätigkeit», den er im Mai dem Parlament unterbreitete. Das Gesetz sieht vor, dass die Versicherer die Zahlung von Provisionen «in ihrer Vereinbarung» eigenständig regeln können. Sprich: Die Kassen dürften weiter jedes Jahr Millionen für Provisionen ausgeben, statt für günstigere Prämien zu sorgen.