Heiligabend im Kreise der Familie feiern: Für viele Verkaufsangestellte ist das Wunschdenken. Selbst wenn der 24. Dezember auf einen Sonntag fällt wie in diesem Jahr. Die Migros öffnet an diesem Tag 435 Läden, Denner 75. Die Coop-Zentrale in Basel sagt, sie wisse nicht, welche Filialen am 24. Dezember geöffnet hätten: «Das ist Sache der Verkaufsregionen.»
Auch das Personal der grossen Einkaufscenter muss am 24. Dezember arbeiten. So in der Mall of Switzerland in Ebikon LU, im Emmen-Center in Emmenbrücke LU, dem Pilatusmarkt in Kriens LU, dem Zugerland in Steinhausen ZG, dem Seedamm-Center in Pfäffikon SZ, dem Einkaufszentrum Hinwil ZH, dem Volkiland in Volketswil ZH und dem Einkaufszentrum Glatt in Wallisellen ZH. Sie alle wollen auch an diesem Tag Kasse machen. Ein Sprecher des Einkaufszentrums Glatt bringt es auf den Punkt: «Der 24. Dezember ist kommerziell sehr attraktiv.»
Andere rechtfertigen den Sonntagsverkauf mit dem angeblichen Bedürfnis der Kunden: Ein Migros-Sprecher sagt: «Viele Kunden wollen noch letzte Besorgungen für die Festtage machen.» Sie würden sich auch «über etwas Ablenkung» in den festlich geschmückten Einkaufszentren freuen. Das Seedamm-Center in Pfäffikon SZ schreibt, dass der offene 24. Dezember einem «echten Kundenbedürfnis» entspricht.
Ein Kundenbedürfnis? Die Sonntagsverkäufe im Dezember sind offenbar weniger gefragt als auch schon. So locken zum Beispiel Globus und Jelmoli in Zürich ihre Kunden an den beiden Sonntagsverkäufen vom 3. und 17. Dezember mit 10-Prozent-Gutscheinen in ihre Einkaufstempel – einlösbar nur an diesen Tagen.
Auch eine saldo-Umfrage in Basel, Bern, Luzern/Emmen, St. Gallen und Zürich zeigt, dass sich die sonntägliche Einkaufslust an Heiligabend in Grenzen hält: 77 von 100 befragten Passanten gaben an, dass sie am 24. Dezember nicht einkaufen wollen (siehe Grafik im PDF). Anna Hutter aus St. Gallen zum Beispiel meinte: «Kaufen, kaufen, immer kaufen – jeder weiss, wann Weihnachten ist, da kann man auch rechtzeitig planen.» Und Lukas Henkel aus Basel sagt: «Mir ist es zu stressig, noch an Heiligabend Geschenke kaufen zu müssen. Das mache ich vorher.»
Eine Mehrheit – 53 von 100 Befragten – würde es zudem ausdrücklich begrüssen, wenn das Verkaufspersonal an Heiligabend frei hätte. In der Umfrage äusserten viele Leute dezidierte Meinungen. «Man sollte es dem Personal gönnen, dass es an Heiligabend frei hat», sagte zum Beispiel Peter Schawalder aus Embrach ZH. Und Joel Kaufmann aus Gränichen AG meinte: «In der Schweiz arbeiten wir sonst schon genug. Das Ladenpersonal sollte auch einmal einen freien Tag mit der Familie geniessen können.»
Gleich sehen das auch Aldi, Landi und Lidl. Bei ihnen bleiben am 24. Dezember die Türen geschlossen. «Wir ermöglichen unseren Mitarbeitenden eine besinnliche und gemütliche Zeit im Kreis von Familie und Freunden», schreibt Aldi. Und Lidl erklärt: «Unsere Mitarbeiter können ausschlafen.»