Heikle Substanzen in Kosmetika und Kleidern
Fluorhaltige Substanzen in Rasiergels, Teppichen und Goretex-Kleidern haben viele Vorteile. Sie gefährden aber auch die Gesundheit. saldo zeigt, wo die riskanten Stoffe überall drinstecken.
Inhalt
saldo 04/2023
07.03.2023
Letzte Aktualisierung:
18.05.2023
Eric Breitinger & Vanessa Mistric
Am 12. März starten Tausende Hobbysportler beim Engadiner Skimarathon. Viele präparieren ihre Ski mit Fluorwachs, damit diese besser gleiten. Das hat Folgen. Der «K-Tipp» deckte 2021 auf, dass 13 von 44 untersuchten Fischen aus der Region Fluorrückstände aufwiesen (
Am 12. März starten Tausende Hobbysportler beim Engadiner Skimarathon. Viele präparieren ihre Ski mit Fluorwachs, damit diese besser gleiten. Das hat Folgen. Der «K-Tipp» deckte 2021 auf, dass 13 von 44 untersuchten Fischen aus der Region Fluorrückstände aufwiesen («K-Tipp» 1/2021).
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind in der Umwelt verbreitet. Die Stoffe machen Freizeitjacken, Backpapier oder Seile wasser-, schmutz- und fettabweisend. Sie gelangen bei der Herstellung, der Entsorgung und durch Abrieb in die Natur und in die Nahrungskette.
Das Problem: Die Substanzen bauen sich nicht ab. Sie sind schon in kleinen Mengen riskant, können das Geburtsgewicht von Babys senken, das Immunsystem stören und das Krebsrisiko erhöhen. Deshalb will die EU-Chemikalienagentur 10 000 PFAS-Substanzen verbieten, etwa die Säuren PTFE, PFOA und PFOS. Die EU wird bis 2025 einen Entscheid fällen. Wie die Schweiz entscheidet, ist offen.
Umweltchemikerin Juliane Glüge von der ETH Zürich weiss: «Es ist nicht leicht, die Stoffe im Alltag zu meiden.» Hier einige Tipps:
- Geschirr: Viele Pfannen, Backformen und anderes Geschirr haben eine Antihaftbeschichtung aus PTFE, auch bekannt als Teflon. Man sollte Teflonpfannen nie leer erhitzen. Laut dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung zersetzt sich PTFE nämlich ab einer Temperatur von 360 Grad und gibt giftige Substanzen an die Luft ab. Tipp: PFAS-freies Geschirr kaufen.
- Fast-Food-Verpackungen: Die enthaltenen Fluorverbindungen verhindern, dass Fett und Öl ins Papier eindringt. Studien zeigen jedoch, dass die Stoffe von den Speisen aufgenommen werden. McDonald’s erklärt, dass seine Verpackungen laut Lieferanten PFAS-frei sind. Coop gibt an, im «Umstellungsprozess» zu sein. Burger King und Starbucks äussern sich nicht. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte Pommes frites, Cervelats oder Hamburger möglichst schnell aus der Verpackung nehmen und sie nicht in der Verpackung erhitzen.
- Kosmetika: PTFE finden sich laut Deklaration in der Zahnseide Dentamed Super Glide oder in der Tagescreme L’Oréal Age Re-Perfect. PFAS sind in der Liste der Inhaltsstoffe als PTFE oder «Fluor» aufgeführt.
- Outdoorausrüstung: Auch in Membranen und Imprägnierungen von Jacken, Hosen, Schuhen und Rucksäcken steckt oft PTFE. Die Chemikalie verbirgt sich auch hinter Bezeichnungen wie Windstopper und Goretex. Fluorfreie Alternativen lassen sich unter Saldo.ch/pfas-frei finden.
- Heimtextilien: Stoffpolster, Tischdecken, Spannteppiche und Gartenstuhlbezüge sind oft mit fluorierten Substanzen behandelt. Doch es gibt Alternativen: Mit dem Label Oeko-Tex gekenngezeichnete Textilien dürfen keine PFOA-Substanzen enthalten.