Schweizer Haushalte, die mit Gas heizen, zahlen im Durchschnitt 50 Prozent mehr als noch vor drei Jahren: Das zeigt eine Stichprobe von saldo bei 30 Gaswerken. Die Preiserhöhungen der letzten Jahre hatten die Versorger mit dem Krieg in der Ukraine begründet. Doch inzwischen sind die Gaspreise an den europäischen Börsen wieder auf das Niveau vom Herbst 2021 gesunken.
Trotzdem zahlen beispielsweise Basler Haushalte nach wie vor 50 Prozent mehr als im April 2021 – nämlich 13,86 Rappen pro Kilowattstunde (kWh) Gas, inklusive Gebühren und CO2-Abgabe, ohne Mehrwertsteuer. In der Stadt Zürich müssen Kunden 44 Prozent mehr als im April 2021 für ihr Gas bezahlen. Und in Wohlen AG, Burgdorf BE und Zofingen AG etwa sind die Tarife doppelt so hoch wie vor drei Jahren.
Berner Haushalte zahlen ab 2025 mehr für Gas
In Bern werden die Gaspreise ab 2025 sogar erhöht. Energie Wasser Bern (EWB) begründet dies mit dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Erdgas. So wälzt das Unternehmen bereits jetzt die Kosten des künftigen Abbaus des Gasnetzes auf die Kunden ab. Zudem erhöht Bern den Anteil an Biogas in seinen Standardprodukten von 25 auf 40 Prozent – was das Gas verteuert. Der Preisüberwacher hatte diese Mehrkosten für die Kunden kritisiert.
Die Stadt Bern schreibt dazu: «Aus Sicht des Gemeinderats berücksichtigt der Preisüberwacher die übergeordneten klima- und energiepolitischen Überlegungen zu wenig, die hinter der Erhöhung stehen.» Die Stichprobe zeigt auch, dass die Gaspreise je nach Gemeinde stark variieren. In Winterthur etwa kostet eine Kilowattstunde 11,95 Rappen – in Lenzburg sind es fast 10 Rappen mehr (21,78).
Im Mittelfeld bewegen sich Städte wie Thun BE (15,09 Rp./kWh), Romanshorn TG (16,30 Rp./kWh) oder Baden AG (13,56 Rp./kWh) Die Gaswerke begründen dies gegenüber saldo mit unterschiedlichen Kaufstrategien und schwankenden Börsenkursen. So schreibt etwa Energie 360° in Zürich: «Seit dem Frühjahr 2024 sind die Beschaffungspreise wieder gestiegen.»
Viele Gemeinden füllen ihre Kassen mit Einkünften aus Gas
Für René Baggenstos, Präsident der Interessengemeinschaft für Erdgasverbraucher, steht fest: Mit einer klugen Einkaufsstrategie könnten höheren Preise für Energie grösstenteils vermieden werden («K-Tipp» 7/2024).
Das Problem: Privathaushalte können ihren Energieversorger nicht frei wählen. Eigentümer der Unternehmen sind oft Gemeinden oder Kantone. Sie füllen dank den Energiewerken ihre Kassen und erzielen stattliche Gewinne. Beim Gaswerk der Stadt Zürich Energie 360° zum Beispiel betrug er im Jahr 2023 stattliche 45 Millionen Franken.