Zehn Energiefirmen erhalten für total 400 Gigawattstunden Strom den stolzen Betrag von 53,6 Millionen Franken. Dafür müssen die Konzerne Wasser in ihren Stauseen zurückhalten, um bei einem Engpass Strom liefern zu können. Das Geld wird den Unternehmen bis Ende der Periode ausbezahlt, in der sie die Stromreserve zurückhalten müssen. Das ist der 13. Mai 2024.
Energiekonzerne verdienen doppelt auf Kosten der Kunden
Der Bund zahlt den Stromfirmen im Durchschnitt 13 Rappen pro Kilowattstunde. Das ist mehr als der aktuelle Handelspreis von rund 10 Rappen. Dafür müssen die Unternehmen lediglich Wasser zurückhalten. Wird die Reserve – wie im vergangenen Winter – nicht genutzt, können sie den Strom im Frühling im Handel frei verkaufen. Sie verdienen am Inhalt der Stauseen also doppelt.
Hauptprofiteur ist wie im letzten Winter die Alpiq. Der Betrieb sorgt für mehr als die Hälfte des reservierten Stroms und dürfte dafür vom Bund rund 29,3 Millionen Franken erhalten.
Dieses Jahr reserviert auch die Axpo Strom. Sie wurde im vergangenen Jahr vom Bund nicht berücksichtigt, weil sie gemäss Medienberichten zu viel Geld gefordert hatte. Im kommenden Winter verbucht die Axpo geschätzte 10 Millionen Franken Zusatzeinnahmen für die garantierte Reserve.
Die Kosten von insgesamt 53,6 Millionen für die Stromreserve tragen die Haushalte. Diese müssen den Aufschlag über die Stromrechnung bezahlen («K-Tipp» 14/2023).
Das Bundesamt für Energie schreibt saldo, die Stromreserven seien im kommenden Winter «weiterhin nötig»: Wenn eine Mangellage unmittelbar bevorstehe, müssten die Reserven sofort zur Verfügung stehen. «Sie erst dann einzurichten, wäre zu spät.»
Schweizer Stauseen sind zu fast 90 Prozent gefüllt
Das Bundesamt ist Teil des Departements von Bundesrat Albert Rösti. Laut ihm droht in diesem Winter aber kein Strommangel. In einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte er Anfang November, die Schweiz sei momentan «auf der sicheren Seite, da die französischen AKWs zuverlässiger laufen als im letzten Winter».
Auch für die Zukunft rechnet Rösti nicht mit Stromengpässen. Die Nachbarländer hätten zugesichert, im Winter genug Strom zu liefern. Zudem sind die Schweizer Stauseen aktuell sehr voll: Mitte November waren sie zu 86 Prozent gefüllt, was deutlich über dem langjährigen Mittelwert liegt.
saldo wollte von Energieminister Rösti wissen, ob es vertretbar sei, die Schweizer Stromkunden über 50 Millionen zahlen zu lassen, obwohl diesen Winter gar keine Stromengpässe zu befürchten sind. Der Bundesrat wollte die Frage nicht beantworten.