Eva Blaser (Name geändert) aus Zollikon ZH kaufte vor 25 Jahren zwei Aktien der Hapimag AG mit Sitz in Steinhausen ZG. Dafür zahlte sie je 7300 Franken, total 14 600 Franken. «Hapimag» ist eine Abkürzung für «Hotel- und Apartmenthaus Immobilien Anlage AG». Den dazu gehörigen Wohnrechtsvertrag kann sie erstmals nach 7 Jahren kündigen.
Pro Aktie und Jahr erhalten die Aktionäre je 60 Wohnpunkte. Diese können sie in einem der rund 60 Hapimag-Ferienresorts einlösen. Nach fünf Jahren verfallen die Punkte. Resorts gibt es in 16 Ländern in Europa, Nordafrika und in den USA. Gemäss Hapimag-Geschäftsbericht 2017 beträgt die Zahl der Aktionäre knapp 108 000.
Hapimag ist nicht verpflichtet, die Aktien zurückzunehmen
Mit ihren 120 Punkten pro Jahr kann Blaser zum Beispiel auf Mallorca in der Hochsaison elf Tage Ferien machen. Vorausgesetzt, es hat noch Platz. Blaser: «Für bestimmte Wohnungen muss man sich bis zu anderthalb Jahre im Voraus anmelden.»
Hapimag-Aktionäre müssen laut Vertrag jedes Jahr zusätzlich einen obligatorischen Beitrag entrichten. Wie viel das ist, legt der Hapimag-Verwaltungsrat «unter Berücksichtigung des Gesamtkostenbudgets» fest. 1993 zahlte Blaser Fr. 418.80, dieses Jahr Fr. 717.60. Zusätzlich fallen bei jedem Ferienaufenthalt Nebenkosten an, unter anderem für Reinigung, Strom und Wasser.
Für Blaser geht die Rechnung nicht auf. Sie will aussteigen. Das Problem: Hapimag-Aktien werden nicht an der Börse gehandelt. Sie kann die Aktien Hapimag anbieten. Doch das Unternehmen ist nicht verpflichtet, diese zurückzukaufen. Das heisst, es kann Jahre dauern, bis man seine Aktien los wird – wenn überhaupt.
Käufer muss mindestens sieben Jahre lang Gebühren zahlen
Eine Möglichkeit bietet die Internetplattform A-aktien.ch/Aktuelle-Angebote. Dort werden Hapimag-Wertpapiere gehandelt. Doch der Verkauf ist schwierig. Denn in den Statuten steht: «Die Übertragung bedarf der Zustimmung der Gesellschaft.» Verweigert werden kann die Zustimmung, wenn «sich der Erwerber weigert, den Ferienvertrag abzuschliessen». Das heisst, ein Käufer müsste sich gemäss Allgemeinen Geschäftsbedingungen auch bereit erklären, die Jahresgebühren für mindestens sieben Jahre zu übernehmen.
Doch weshalb kauft Hapimag die Aktien von Blaser nicht selbst zurück? Hapimag-Finanzchef Saverio Alberti: «Ob Aktien zurückgekauft werden, entscheiden der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung. Kaufen wir zu viele Aktien zurück, widerspricht das dem Schutz des Kollektivs.» Will heissen: Je weniger Hapimag-Aktionäre die Fixkosten für den Immobilienpark tragen müssen, desto mehr zahlt jeder Einzelne.
Für einen Hochsaisonpunkt werden Fr. 5.50 geboten
Blaser erhielt im Mai 2018 von Hapimag trotzdem ein «persönliches Angebot». Ihre beiden Aktien seien 4110 Franken wert. Sie könne diese auch gegen ingesamt 274 Hochsaisonpunkte eintauschen. Doch Blaser wollte keine Punkte, sondern Geld. Und sie wollte vor allem ihre Aktien möglichst schnell loswerden, damit sie nicht länger Jahresgebühren zahlen muss.
Auf der deutschen Internetplattform Ebay-kleinanzeigen.de werden solche Hochsaisonpunkte zurzeit für umgerechnet je Fr. 5.50 gehandelt. Von früher hat Blaser noch 715 Punkte. Mit den 274 Punkten aus dem Umtausch kommt sie auf 989 Punkte. Diese könnte sie im besten Fall für 5440 Franken verkaufen. Das ist im Vergleich zum Kaufpreis von 14 600 Franken wenig.
Es ist unsicher, wie lange ein Verkauf dauern würde. Und bis es so weit ist, müsste sie die Jahresgebühren weiterhin zahlen. Deshalb nahm Blaser das Verzichtsangebot an. Immerhin: In den letzten 25 Jahren verbrachte sie einige schöne Ferienwochen.
Tipp: Bei Fragen und Problemen bietet die Interessengemeinschaft «Hapimag-Ferienclub für Aktionäre» Hilfe: Hapimag-ferienclub.info