Handystudien: Wer zahlt, befiehlt
Handystudien kommen zu den unterschiedlichsten Schlüssen. Grund: Meist entscheiden die Geldgeber, welche Resultate eine Studie zeitigen soll.
Inhalt
saldo 12/2011
19.06.2011
Letzte Aktualisierung:
22.06.2011
Marc Mair-Noack
Wer mit dem Handy telefoniert, erwärmt durch die Strahlung des Gerätes sein Gehirn. Zudem hat die magnetische Strahlung einen Einfluss auf die Hirnströme. Damit ist alles gesagt, was die Wissenschafter zweifelsfrei über Handy-funkwellen herausgefunden haben.
Ob der Handyeinfluss das Gehirn schädigt oder nicht, diskutieren die Experten seit Jahren kontrovers – bisher ohne Resultate. Jüngste Erkenntnisse lieferte die Krebsagentur der Weltgesundheit...
Wer mit dem Handy telefoniert, erwärmt durch die Strahlung des Gerätes sein Gehirn. Zudem hat die magnetische Strahlung einen Einfluss auf die Hirnströme. Damit ist alles gesagt, was die Wissenschafter zweifelsfrei über Handy-funkwellen herausgefunden haben.
Ob der Handyeinfluss das Gehirn schädigt oder nicht, diskutieren die Experten seit Jahren kontrovers – bisher ohne Resultate. Jüngste Erkenntnisse lieferte die Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Die Forscher analysierten an einer Konferenz in Lyon die bisherigen Handystudien. Ihr Fazit: Handystrahlung ist «möglicherweise krebserregend». Grund für diese Einschätzung war eine Studie von 2004, die eine erhöhte Krebsgefahr bei Vieltelefonierern feststellte. Andere Studien der letzten Jahre kamen zu gegenteiligen Ergebnissen. Offen bleibt, wer recht hat.
Was hingegen klar ist: Oft stehen die Studienergebnisse bereits im Vorfeld fest, wenn die Handyindustrie involviert ist. Das zeigt eine Untersuchung der US-Universität Seattle von 2006. Die Forscher verglichen die Handystudien der letzten 20 Jahre und prüften, wer die Geldgeber waren.
Resultat: Studien, die das Mobiltelefonieren als harmlos einschätzten, waren zu drei Vierteln von der Industrie finanziert. An Studien, die gefährliche Wirkungen nachwiesen, war die Industrie nur zu 7 Prozent beteiligt.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Untersuchung der Uni Bern aus demselben Jahr. Auch hier zeigten die Studien, die von der Industrie gesponsert wurden, am wenigsten schädliche Resultate.
Interessengruppen übertreiben gerne
Zudem zeigte die Berner Untersuchung, dass auch andere Interessengruppen Resultate beeinflussen. So würden Forscher aus Umweltkreisen dazu tendieren, schädliche Effekte zu stark zu betonen. Längst ist nicht klar, wo genau die Ursache für den Krebs ist.
Seriöse Forscher beziehen neben der Handynutzung auch Ernährung, soziale Schicht oder unterschiedliche Handymodelle in die Auswertung mit ein. Laut dem Freiburger Methodik-Experten Gerd Antes ist völlig unklar, welchen Einfluss jeder Faktor hat.
«Bei so grossen Interpretationsspielräumen besteht die Versuchung, das Ergebnis nach eigenem Interesse zurechtzubiegen.»
Tipps: So reduzieren Sie Handystrahlung
- Abstand halten: Tragen Sie das eingeschaltete Handy nicht direkt auf dem Körper, wenn Sie es nicht verwenden. Männer sollten es lieber in der Jackentasche als in der Hosentasche aufbewahren.
- Headset verwenden: Mit einem Headset, bestehend aus Kopfhörer, Kabel und Mikrofon, muss man das Handy nicht am Ohr halten und reduziert damit die Strahlenbelastung auf das Gehirn deutlich.
- Verbindung abwarten: Das Handy strahlt beim Verbindungsaufbau besonders stark. Halten Sie das Handy daher erst ans Ohr, wenn der Gesprächspartner abnimmt.
- Bei schlechtem Empfang kurz halten: Hat das Handy einen schlechten Empfang, sendet es mit besonders viel Leistung. Halten Sie daher dann das Gespräch kurz.
- Handy abstellen: Müssen Sie nicht durchgehend erreichbar sein, hat das Handy eine Abschaltfunktion. Damit ist die Strahlung gleich null.