Gutscheine, Schlechtscheine
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saldo 11/2022
07.06.2022
Marco Diener
Wir Schweizer sprechen ungern übers Geld. Ich tue es trotzdem. In meinem Portemonnaie befinden sich gerade Fr. 73.65. Plus ein Jeton für den Einkaufswagen. Und dann hats da noch eine Coop-Supercard, eine Migros-Cumulus-Karte und eine Postcard. Wars das schon?
Natürlich nicht. In meinem Portemonnaie hats auch einen Gutschein für 2-fache Cumulus-Punkte. Einen für 3-fache. Und einen für 5-fache. Daneben jede Menge Gutscheine für 30 Prozent Rabatt...
Wir Schweizer sprechen ungern übers Geld. Ich tue es trotzdem. In meinem Portemonnaie befinden sich gerade Fr. 73.65. Plus ein Jeton für den Einkaufswagen. Und dann hats da noch eine Coop-Supercard, eine Migros-Cumulus-Karte und eine Postcard. Wars das schon?
Natürlich nicht. In meinem Portemonnaie hats auch einen Gutschein für 2-fache Cumulus-Punkte. Einen für 3-fache. Und einen für 5-fache. Daneben jede Menge Gutscheine für 30 Prozent Rabatt in der Migros. Rabatt auf Reibkäse, Rabatt auf Pizzateige, Rabatt auf Blumenkohl, Broccoli und Fenchel. Aber nur auf ungeschnittenen. Auf Orangen. Auf Bananen. Auf Zwiebeln und Schalotten. Denn ich finde es umständlich, die Gutscheine im richtigen Moment digital zu aktivieren.
Ich glaube, die Gutscheine machen locker die Hälfte meines Portemonnaie-Inhalts aus. Und ich frage mich, ob die Migros nicht besser daran täte, das alles gar nicht zu drucken, sondern stattdessen die Preise entsprechend zu senken. Ich müsste die Gutscheine nicht ins Portemonnaie stecken und an der Kasse nicht daran denken – und die Migros müsste sie am Schluss nicht wegwerfen.
Nicht bis ins Portemonnaie hat es das Coop-Büchlein mit «123 Bons im Gesamtwert von über 1500 Franken» geschafft. Denn um 1500 Franken zu sparen, müsste ich für rund 8000 Franken einkaufen. Ich müsste Katzenfutter kaufen, Kaminholz, ein Elektrovelo, 42 Flaschen Wein und 52 Dosen Bier. Nur: Wir haben kein Haustier und kein Cheminée. Ich fahre lieber richtig Velo. Und trinke nicht.
Coop hätte sich den Druck und den Versand der rund drei Millionen Büchlein sparen können. Ein ganz normaler 1500-Franken-Gutschein wäre uns Kunden ja auch recht.