Dinkelkuchenteig, Dinkelreiswaffeln, Dinkelbabynahrung – Dinkel, wohin man schaut in den Regalen. Coop und Migros weiten ihr Angebot laufend aus. Aldi, Denner und Lidl führen ein kleineres Dinkelsortiment – vor allem Mehl, Pasta und Brot. Eines haben alle Detailhändler gemeinsam: Sie verlangen deutlich mehr für Dinkel- als für Weizenprodukte.
Am auffälligsten sind die Preisunterschiede beim Mehl. Bei Coop kostet 1 Kilo Weissmehl der Billiglinie «Prix Garantie» 90 Rappen. Dinkelmehl der Marke «Qualité & Prix» kostet mehr als das Vierfache (Fr. 3.80). Bei Aldi zahlt man für 1 Kilo Dinkelmehl Fr. 2.99, für Weizenmehl nur 89 Rappen.
Grossverteiler zahlen Bauern seit Jahren gleich viel für Dinkel
Gross sind auch die Aufschläge für Dinkelteigwaren aus dem Bio-Anbau: 500 Gramm Dinkelpenne der Marke Alnatura kosten Fr. 2.20 – fast 50 Prozent mehr als Alnatura-Bio-Teigwaren aus Weizen. Bei Coop beträgt der Aufpreis für Dinkelteigwaren sogar fast 60 Prozent: Ein halbes Kilo Dinkelpenne der Biomarke Naturaplan kostet Fr. 4.10. Die Weizenpenne von Naturaplan kosten nur Fr. 2.60.
Coop und Migros rechtfertigen die höheren Preise für ihre Dinkelprodukte mit «knapper Verfügbarkeit». Denner und Aldi argumentieren, der Rohstoff sei teuer und die Verarbeitung von Dinkel aufwendig. Tatsache ist: Seit 2013 zahlen die Abnehmer den Bauern gleich viel für Dinkel. Und nur wenig mehr als für Weizen. Die Bauern erhalten für 100 Kilo Dinkel 56 Franken, für Bio-Dinkel 109 Franken. Die gleiche Menge Weizen bringt ihnen 50 Franken ein, Bio-Weizen 102 Franken.
Die höheren Ladenpreise für Dinkel sind nicht gerechtfertigt. Dario Fossati vom Forschungsinstitut Agroscope sagt: «Dinkel ist im Anbau kaum aufwendiger als Weizen.» Das bestätigt Hansueli Dierauer vom Forschungsinstitut für biologischen Ackerbau. Er sieht den Grund für die höheren Preise anderswo: «Die Nachfrage nach Dinkel ist grösser als das Angebot. Das erhöht den Preis.»
Die Grossverteiler schürten jahrelang die Nachfrage nach Dinkel – mit Gesundheitsversprechen. So vermarktete Coop Dinkelprodukte in der «Coop-Zeitung» mit «Wunder wirkend» oder «Super-Food Getreide».
Bisher fehlen wissenschaftliche Beweise für diese Versprechen. «Dinkel ist nicht gesünder als Weizen», sagt Stéphanie Bieler von der Gesellschaft für Ernährung. Grund: Dinkel enthält kaum mehr Mineralstoffe und Eiweiss als Weizen.