Auf Bio ist Verlass. Das zeigt eine aktuelle saldo- Stichprobe von Gemüse. Keines der in einem spezialisierten Lebensmittellabor untersuchten Bio-Produkte enthielt Rückstände von chemischen Pestiziden. Das beauftragte deutsche Labor suchte in 30 Lebensmitteln nach mehr als 500 Einzelsubstanzen.
Bedenkliche Mengen von Kupfer wurden ebenfalls nicht gemessen: Das Metall wird in der Bio-Produktion als natürliche Pestizid-Alternative gegen Pilzkrankheiten eingesetzt. Kupfer kann sich im Boden ansammeln und dort Nützlingen wie Regenwürmern schaden. Für den Menschen sind erst hohe Mengen von 5 bis 10 Milligramm Kupfer pro Tag schädlich. Die von saldo gemessenen Gehalte in den überprüften Tomaten, Gurken, Zucchetti, Auberginen und Peperoni sind davon allerdings weit entfernt.
Kupferwerte bei sämtlichen Proben unbedenklich
Fast alle Gemüseproben enthielten deutlich unter 1 Milligramm Kupfer pro Kilogramm. Nur in vier Kartoffelproben steckten knapp über 1 Milligramm. Eine Person müsste also mehrere Kilogram davon essen, damit die aufgenommene Menge Kupfer kritisch würde. Insofern sind die Rückstände unproblematisch. Positiv: Im Vergleich zu einer ähnlichen Stichprobe von Bio-Gemüse vor sechs Jahren («K-Tipp 19/2016») sind die aktuellen Kupferrückstände geringer. Damals wurden in einem Kilogramm Süsskartoffeln 1,9 Milligramm Kupfer gemessen.
Wie 2016 gilt auch heute noch: Das günstigste Schweizer Bio-Gemüse gibt es in der Regel bei Aldi und Lidl. Migros Bio, die Bio-Suisse-Knospe und Demeter sind hingegen oft teurer. Beispiel: Ein Kilo Bio-Rispentomaten kostete bei Aldi und Lidl knapp 8 Franken. Bei Coop und Migros lag der Preis bei 9 bis 10 Franken. Auch Gurken, Kartoffeln und Auberginen waren bei den Discountern am günstigsten.
Migros bleibt wortkarg, Coop verspricht tiefere Preise
saldo wollte von Coop und Migros wissen, weshalb bei ihnen das Schweizer Bio-Gemüse oft teurer ist, obwohl auch die Ware der Discounter nach den Knospe-Richtlinien von Bio Suisse produziert wird. Die Migros antwortet ausweichend. Man investiere «Hunderte Millionen Franken in den hiesigen Werkplatz» und sichere damit fast 100 000 Arbeitsplätze. Coop verspricht, die Preise bei Bio-Gemüse zu senken: «Wir haben dieses Jahr bereits zahlreiche Preise von Bio-Gemüse wie beispielsweise Zucchetti gesenkt.» Diese Strategie werde auch künftig weiterverfolgt.
Alles Schweizer Gemüse bei Aldi und Lidl auf Knospe-Niveau
Lidl und Aldi beteuern, dass alle ihre Bio-Produkte mit Schweizer Herkunft die Knospe-Richtlinien erfüllen. Die beiden Discounter bemühten sich in den vergangenen Jahren vergeblich darum, das bekannte Knospe-Label aufdrucken zu dürfen. Sie halten gegenüber saldo fest: «Wir würden nach wie vor gerne die Knospe auf unseren Produkten abbilden.» Das geht aber nicht, weil Bio Suisse damit nicht einverstanden ist. Mit der Qualität der Ware hat der Entscheid nichts zu tun.
Am meisten kostet Bio-Gemüse mit Demeter-Label. Gemäss dem Schweizerischen Demeter-Verband erfüllen alle biodynamisch produzierten Demeter-Lebensmittel den Bio-Knospe-Standard. Die Demeter-Richtlinien seien in einigen Punkten gar strenger: So sei zum Beispiel beim Dünger nur hofeigener Kompost und Mist erlaubt, den Kühen werden die Hörner belassen und der Einsatz des Kontaktgifts Spinosad ist nicht zulässig. Demeter verbietet das Insektizid, da es auch Nützlingen wie Bienen schaden kann und die Insektenvielfalt bedroht. Andere Bio-Bauern dürfen Spinosad beispielsweise gegen den Kartoffelkäfer einsetzen, um die Ernte zu sichern. Der Demeter-Verband betont, dass er keinen Einfluss auf die Verkaufspreise habe. Diese würden von den Detailhändlern festgelegt.
Die Preisunterschiede sind gross: Ein Kilo Bio-Kartoffeln kostet bei Aldi und Lidl um die Fr. 3.30. Demeter-Kartoffeln aus dem Reformhaus sind doppelt so teuer.
Jeder Dritte traut den Bio-Standards nicht
Laut dem aktuellen «Marktbericht Bio März 2022» des Bundesamtes für Landwirtschaft konsumieren knapp 50 Prozent der 4000 befragten Haushalte jede Woche verschiedene Bio-Produkte. Am häufigsten kaufen sie Gemüse, Früchte, Brot und Backwaren. Insgesamt betrug der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln im Schweizer Detailhandel im Jahr 2020 rund 3,2 Milliarden Franken. Damit hatten die Bio-Lebensmittel einen Marktanteil von 11 Prozent.
Nach wie vor greifen aber viele Leute lieber zu konventionellen statt biologisch hergestellten Lebensmitteln. Die Gründe: vor allem die höheren Preise von Bio-Produkten. Jeder dritte Befragte hat zudem Zweifel, dass auch wirklich Bio drin ist, wo Bio draufsteht. Besonders skeptisch ist laut dem Marktbericht die Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen. Viele Befragte störten sich zudem an der zu aufwendigen Verpackung der Bio-Produkte. Als wichtigste Gründe für den Kauf von Bio-Lebensmitteln nannten die Befragten eine artgerechte Tierhaltung und das Vermeiden von Pestiziden.
- CH-Bio: Produkte erfüllen mindestens die Schweizer Bio-Verordnung, können aber auch Knospe- oder Demeter-Standard haben.
- Migros Bio: Aus Schweizer Anbau mit Standard der Bio-Knospe. Importierte Rohstoffe und Produkte erfüllen nur die Bio-Verordnung.
- Bio-Knospe: Anforderungen sind etwas strenger als CH-Bio (zum Beispiel Kupfer im Weinbau), zudem gibt es Verarbeitungsvorschriften.
- Demeter: Anforderungen für Anbau und Verarbeitung strenger als bei Bio-Knospe (zum Beispiel kein Nitrit bei Fleischwaren erlaubt).