Champagner gilt als das festlichste Getränk unter den prickelnden Weinen.Er hat an Weihnachten und Silvester Hochsaison. In der Schweiz findet der edle Schaumwein zunehmend Anklang: Laut dem französischen Dachverband Comité Champagne wurden im letzten Jahr 6,1 Millionen Flaschen importiert – so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Dies, obwohl Champagner in den letzten Jahren markant teurer geworden ist. Das zeigt ein Vergleich mit der letzten Degustation 2017: Eine Flasche «Veuve Clicquot» oder «Moët & Chandon Impérial» kostet heute über 7 Franken mehr als vor fünf Jahren. Das ist ein Aufschlag von 18 Prozent. Auch die Champagner «Mumm», «Pol Caston», «Bissinger» und «Charles Bertin», die bereits damals verkostet wurden, kosten zwischen 11 und 16 Prozent mehr.
Die Jury von saldo degustierte 16 Champagner der Geschmacksrichtung «brut». Diese Angabe steht für den Süssegrad eines Schaumweins. Ein «Brut»-Champagner schmeckt herber als ein Schaumwein mit der Bezeichnung «sec» oder «demi sec» und darf höchstens 15 Gramm Restzucker pro Liter enthalten. Das sind etwa vier Würfelzucker.
Neben günstigen Produkten waren bekannte Marken vertreten. Die Preise pro Flasche lagen zwischen 20 und 50 Franken. Die wichtigsten Ergebnisse der Degustation: Das Urteil «sehr gut» erhielt nur der «Colligny Brut» für Fr. 23.85 von Denner. Die Jury stufte ihn als reichhaltigen, würzigen Champagner mit angenehmer Frische ein. Klassische Markenchampagner wi e «Pommery», «Moët & Chandon», «Veuve Clicquot» und «Mumm» erreichten ein gutes Gesamturteil. Sie haben jedoch einen stattlichen Preis: Für eine Flasche muss man 40 bis 50 Franken hinblättern.
Preiswerte Champagner punkten mit vielseitigen Fruchtaromen
Ein bedeutend attraktiveres Preis-Leistungs-Verhältnis weisen die beiden günstigsten Champagner der Degustation auf: der «Comte de Senneval» von Lidl für Fr. 19.89 und der «Pol Caston» von Denner für Fr. 19.90. Beide Schaumweine überzeugten die saldo-Fachjury mit ihren vielseitigen reifen und ausgewogenen Fruchtaromen – sie erhielten ebenfalls die Bewertung «gut».
Einen deutlich weniger guten Eindruck hinterliessen die Champagner von Drappier und Thiénot. Beide Schaumweine erhielten wenig schmeichelhafte Bewertungen: «Eindimensional und nicht frisch», «wirkt dünn» oder «riecht nach Schweiss», schrieben die Experten auf ihre Degustationsblätter.
Händler führen Qualitätsmängel auf fehlerhafte Flaschen zurück
Bindella zeigt sich überrascht über das schlechte Abschneiden des «Thiénot Brut». Der Weinhändler vermutet eine fehlerhafte Flasche. Ähnlich argumentiert Spirit Trading, der Vertreiber des Drappier-Champagners.
«Bon à Savoir», die Schwesterzeitschrift von saldo in der Romandie, liess ebenfalls Champagner degustieren. Darunter waren zwei Produkte, die nicht in der saldo-Degustation vertreten waren. Beide erhielten von der Westschweizer Jury das Urteil «gut»: der «Laurent-Perrier La Cuvée», eingekauft bei Manor für Fr. 46.50, sowie der «Jacques Lorent Grande Réserve» von Aldi für Fr. 19.95.
Ein Schaumwein darf sich nur Champagner nennen, wenn er aus der gleichnamigen französischen Region östlich von Paris stammt. Für die Herstellung werden die roten Rebsorten Pinot Noir und Pinot Meunier sowie die weisse Chardonnay-Traube verwendet. Auf den meisten Champagnerflaschen fehlt eine Jahrgangsangabe. Grund: Die Hersteller mischen Weine aus verschiedenen Jahren zusammen und versuchen so, einen gleichbleibenden Geschmack zu erreichen. Champagner kommt fertig gereift in den Handel. Die Kohlensäure entsteht durch eine zweite Gärung in der Flasche. Die ideale Trinktemperatur liegt zwischen 8 und 10 Grad.
Kauftipp: Günstiger als Champagner ist Prosecco. 15 der 20 Flaschen, die der «K-Tipp» 2020 degustieren liess, kosteten weniger als 15 Franken («K-Tipp» 20/2020). In der Degustation schnitten die «brut»-Varianten besser ab als die leicht süsslichen «extra dry». Gut oder sehr gut und noch immer erhältlich sind: «Costa dei Peschi» (Fr. 18.50, Vinothek Brancaia), «Gaiante Prosecco» (Fr. 13.95, Spar), «Fagher Prosecco» (Fr. 16.50, Hofer Wine & Spirits).
Die saldo-Fachjury
Die Jury degustierte die Champagner blind und bewertete sie anhand der gebräuchlichen 20-Punkte-Skala für Weine. Für saldo degustierten folgende Experten:
- Theres Bachmann, Sommelière
- Sandro Domeniconi, Weinberater
- Sybille Geiser, Sommelière und Weinberaterin
- André Schärer, Dipl. Sommelier professionnel SFS/ASSP