Bahnreisen können eine günstige Alternative zum Flieger sein. Das zeigt eine saldo-Stichprobe für Reisen von Zürich nach Berlin, Hamburg, Wien, Budapest, Paris und Rom für zwei verlängerte Wochenenden Ende September und Mitte Oktober. Die Preise für jeweils zwei Personen erhob saldo im Internet bei den nationalen Bahngesellschaften von Deutschland (DB), Frankreich (SNCF), Italien (Trenitalia), Österreich (ÖBB) und der Schweiz (SBB). Hinreise jeweils am Morgen, Rückreise am Nachmittag.
Resultat: Weder die Bahnen noch die Airlines haben bei den Preisen generell die Nase vorn. Die Reisen nach Berlin, Budapest, Rom und Wien sind mit dem Zug günstiger als mit dem Flugzeug. Dasselbe gilt für die Fahrt nach Hamburg Ende September. -Dagegen ist nach Paris der Flug güns-tiger. Er kostet für zwei Personen 328 beziehungsweise 348 Franken. Die günstigste Bahnreise kostet 393 Franken (siehe Tabelle im PDF). Die SBB liegen mit ihren Preisen im Mittelfeld. Bei der SNCF fährt man oft am teuersten.
Tarifwirrwarr und ständige Preisänderungen
Wie die Airlines ändern auch die Bahnen ihre Preise laufend. Der Tarifwirrwarr ist bei den Bahnen oft noch grösser als bei den Fluggesellschaften. Die Preise sind teilweise vom Alter des Reisenden, dem Zeitpunkt der Buchung, vom gewählten Zug, der Gültigkeitsdauer des Tickets sowie von Stornomöglichkeiten abhängig. Am billigsten sind Billette, die nur für einen bestimmten Zug gültig und nicht umtauschbar sind. Auf jeden Fall lohnt es sich, für die gleiche Reise bei allen Bahngesellschaften eine Preisabfrage zu machen.
Doch das Buchen einer Reise im Internet ist zeitraubend und oft erfolglos. Beispiel: Beim Kauf eines Billetts von Zürich nach Budapest auf Bahn.de erschien der Hinweis, die Buchung könne nicht durchgeführt werden, man solle sich doch ans Service-Center wenden. Zwei E-Mails an service-international@bahn.de kamen als nicht zustellbar zurück. Der Mediensprecher Florian Kreibe von der Deutschen Bahn versuchte die Buchung gleich selbst. Für die Hinfahrt erhielt er eine Preisauskunft, nicht aber für die Rückreise. Kreibe versprach, dass sich ein Mitarbeiter melden würde. Eine Antwort steht bis heute aus.
Ähnlich mühsam ist SBB.ch. Bei der Buchung einer Reise nach Paris erschien auf dem Schirm der Hinweis: «Diese Strecke kann nicht aufbereitet werden.» Man könne das Billett mit dem Offertformular bestellen. Bei einer erneuten Abfrage hiess es: «Die Sparpreis-Suche für internationale Billette ist wegen Wartungsarbeiten aktuell nicht verfügbar.»
Unabhängiges Portal verkauft Billette für 24 Länder
Empfehlenswert ist ein Blick auf Trainline.ch. Das unabhängige französisch-britische Bahnticketportal vergleicht die Angebote von 86 internationalen Bahnunternehmen in 24 Ländern. Doch aufgepasst: Wer bei Trainline bucht, bekommt nicht immer das billigste Billett. Das Portal enthält nicht alle Sondertarife der Bahngesellschaften. Ein saldo-Leser hatte bei Tren-italia.it zwei Billette von Genua nach Domodossola für umgerechnet gut 47 Franken gekauft. Eine Webanfrage bei den SBB ergab dafür einen Preis von 220 Franken, bei Trainline.ch waren es 170 Franken.
Fazit: Die Suche nach den günstigsten Tickets ist eine Lotterie. Es lohnt sich, an mehreren Tagen bei verschiedenen Portalen Offerten einzuholen. So hat man grösste Gewähr für das attraktivste Angebot. Alternative: Die SBB-Reisezentren in grösseren Bahnhöfen verkaufen auch Auslandbillette. Das Personal druckt die Tickets reisefertig aus – jedoch nur zu den SBB-Preisen.