Die Bauern verfüttern ihren Rindern und Schweinen Futter, das mit Zink und Kupfer versetzt ist. Dadurch sollen die Tiere weniger krankheitsanfällig werden. Was gesund sein soll, hat für die Umwelt erhebliche Nachteile. Denn was Schweine und Rinder an Spurenelementen nicht aufnehmen können, scheiden sie wieder aus. Dieser Überschuss landet mit der Gülle und dem Mist auf dem landwirtschaftlichen Boden.
Folge: Die grossen Mengen an Schwermetall hemmen das Pflanzenwachstum und die Aktivitäten von Mikroorganismen und Regenwürmern. Der Boden wird weniger fruchtbar. Das zeigen Messungen der Nationalen Bodenbeobachtung (Nabo) des Bundesamts für Umwelt. Seit 1985 führt sie regelmässig Messungen an 100 Standorten durch. Die neusten Zahlen belegen, dass «die Bodenfruchtbarkeit an über 40 Prozent der Nabo-Standorte gefährdet ist». Besonders betroffen sind landwirtschaftlich genutzte Böden auf intensiv bewirtschafteten Grasflächen im Mittelland.
Das Bundesamt für Landwirtschaft hat diese Gefahr im Agrarbericht 2014 ebenfalls erkannt. Die landwirtschaftlich genutzten Böden seien «nicht nur in ihrer Fläche, sondern auch in ihrer langfristigen Fruchtbarkeit bedroht».
Erstaunlich: Einen unmittelbaren Handlungsbedarf sieht das Bundesamt trotzdem nicht. Es beruft sich dabei auf die für Futtermittel geltenden Höchstwerte von Zink- und Kupferzusätzen in der EU. Die Futterhersteller in der Schweiz würden sich an diese Bestimmungen halten, sagt Samuel Vogel vom Bundesamt für Landwirtschaft.
Weniger Kupfer und Zink im Futter bewirkt fruchtbarere Böden
In der EU macht sich aber nun die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit für eine Senkung dieser Höchstwerte stark. Sie empfiehlt für Zink neu einen Maximalwert von 100 Milligramm pro Kilogramm Futter statt 150 Milligramm. Dadurch würde gemäss der Behörde 20 Prozent weniger des schädlichen Schwermetalls in die Böden gelangen.
Ebenfalls überprüft werden die Höchstwerte für Kupfer. Der Entscheid über eine Anpassung wird jedoch nicht vor 2016 fallen. Und bis dahin sei eine «Senkung der Höchstwerte von Zink- und Kupferzusätzen in der Schweiz nicht angezeigt», heisst es beim Bundesamt für Landwirtschaft.
Agroscope Liebefeld-Posieux, eine der drei Forschungsanstalten des Bundes, empfiehlt den Bauern schon seit Langem eine tiefere Dosierung von 40 bis 115 Milligramm Zink pro Kilo Futter. Und für Kupfer eine solche von 4 bis 10 Milligramm pro Kilo Futter statt 25 bis 35 Milligramm. Für Patrick Schlegel von Agroscope ist mit den tieferen Dosierungen «der Bedarf von Zink und Kupfer gedeckt».
Bio-Suisse hat diese Vorgaben bereits übernommen. Thomas Pliska, Bereichsleiter Landwirtschaft bei Bio-Suisse: «Für Rinder und Mastschweine liegt der empfohlene Höchstgehalt an den zugesetzten essentiellen Spurenelementen Kupfer und Zink bei zirka der Hälfte des erlaubten Gehalts.»
Keinen Handlungsbedarf sieht jedoch Franz Stadelmann vom kantonalen Landwirtschaftsamt Luzern. Solange die Bauern die gesetzlichen Vorgaben bei der Tierfütterung einhielten, seien Schwermetalle kein Thema.
Und was sagt der Schweizerische Bauernverband dazu? Gemäss Mediensprecherin Sandra Helfenstein sollen die Bauern «die Fütterungsempfehlungen von Agroscope einhalten». Doch das ist Wunschdenken. Die Zahlen der Nationalen Bodenbeobachtung zeigen, dass der Boden unter der Gülle leidet.
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