Kartoffelschnitze, die oft unter dem Begriff «Potato Wedges» verkauft werden, haben etwas Rustikales. Die längs geschnittenen Kartoffeln sehen aus wie hausgemacht. Anders als bei Pommes frites ist die Schale oft noch dran. Die Schnitze sind nach gut zwanzig Minuten im Ofen essfertig, weil sie vorfrittiert sind.
Doch wie steht es um die Qualität der Tiefkühlprodukte? saldo schickte zehn Packungen in ein Labor. Die Experten massen den Gehalt an Fett und Acrylamid. Und sie untersuchten die Produkte auf Chlorat und Perchlorat, pflanzeneigene Gifte sowie auf Schwermetalle und Pestizide.
Die Migros-Schnitze waren die fettigsten im Test
Das Labor deckte grosse Qualitätsunterschiede auf, die nichts mit dem Preis zu tun hatten: Ein Glanzresultat erzielten die Aldi-Schnitze, die nur Fr. 2.50 pro halbes Kilo kosten. Dagegen enttäuschte das Produkt von Globus, wo die gleiche Menge Kartoffelschnitze 4 Franken teurer ist als bei Aldi.
Die zubereiteten Kartoffelschnitze enthalten oft deutlich mehr Fett, als von den Herstellern deklariert. Ein Beispiel: Laut Verpackung sollte eine 250-Gramm-Portion «Mexican Wedges» von Denny’s 15 Gramm Fett aufweisen. Die Laborexperten massen jedoch 21 Gramm. Damit ist das Migros-Produkt das fettigste im Test. Die Migros erklärt, der deklarierte Fettgehalt gelte für die rohe Ware. Durch das im Ofen verdunstende Wasser steige der Fettgehalt anteilsmässig an.
Dass es anders geht, zeigt McCain: Hier fand das Labor in einer Portion nur 9 Gramm Fett. Laut Verpackung wären es 10 Gramm.
Das Labor mass auch den Gehalt an Acrylamid. Dieser Stoff entsteht beim Erhitzen der stärkehaltigen Kartoffeln. Dabei gilt: Je verkohlter ein Produkt, desto mehr Acrylamid enthält es. Gemäss dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit ist Acrylamid «wahrscheinlich krebserregend» für Menschen. Bei Labortieren wirkte der Stoff nervenschädigend. Der EU-Grenzwert für Acrylamid beträgt für Pommes frites 500 Mikrogramm pro Kilogramm (µg/kg).
Diesen Grenzwert erreichte keines der getesteten Produkte. Am meisten Acrylamid enthielten die Kartoffelschnitze von M-Budget mit 334 µg/kg, am wenigsten die Schnitze von Aldi mit 26 µg/kg.
Zu viel Chlorat in fast der Hälfte der getesteten Produkte
Vier von zehn Produkten wiesen sehr viel Chlorat auf. Hohe Rückstände von Chlorat gelten als heikel, da die Stoffe die Aufnahme von Jod hemmen und rote Blutkörperchen schädigen können. Der EU-Höchstwert für Chlorat in frischen und gefrorenen Kartoffeln beträgt 0,05 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg).
In der Schweiz gilt für Chlorat bei Kartoffeln ein Pestizidhöchstwert von ebenfalls 0,05 mg/kg. Gleich doppelt so viel Chlorat enthielten die Kartoffelschnitze von Globus, Kadi und Findus mit mindestens 0,1 mg/kg. Auch die «Wedges» von McCain überstiegen mit rund 0,08 mg/kg Chlorat den EU- und den Schweizer Höchstwert deutlich.
Die betroffenen Hersteller versprechen, zu handeln. Globus will «mit dem Lieferanten Rücksprache halten und die aktuellen Chargen im Labor untersuchen lassen». Frigemo, Hersteller von McCain, sowie Kadi nehmen den Fall «sehr ernst» und wollen den Grund für die Belastung eruieren. Kadi schreibt jedoch, dass für Konsumenten kein Gesundheitsrisiko bestehe. Dafür müssten diese «sehr unwahrscheinliche Portionengrössen» essen.
Einige Stoffe können zu Übelkeit und Bauchschmerzen führen
In den Proben von Globus, Kadi und Findus fanden die Laborexperten zudem über 0,04 mg/kg Perchlorat. Diese Mengen lagen nur knapp unter dem EU-Höchstwert von 0,05 mg/kg für Gemüse. Perchlorat kann wie Chlorat die Jodaufnahme hemmen und besonders für Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen gefährlich werden.
Alle Kartoffelschnitze enthielten Glykoalkaloide. Kartoffeln bilden diese Giftstoffe zur Abwehr von Schädlingen und Krankheitserregern. Gemäss dem deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung reichern sich die Stoffe insbesondere in grünen, keimenden und beschädigten Kartoffeln sowie in Kartoffelschalen an. Beim Menschen können sich leichte Vergiftungen durch Übelkeit, Bauchschmerzen und Fieber äussern. Um solche Wirkungen zu vermeiden, sollte der Glykoalkaloid-Gehalt bei frischen Kartoffeln unter 100 mg/kg liegen.
Diesen Wert hielten alle Proben ein – bis auf die «Wedges» von McCain mit 116 mg/kg. Hersteller Frigemo sagt, bei ungeschälten Kartoffelprodukten müsse man mit höheren Glykoalkaloid-Werten rechnen als bei geschälten.
Erfreulich: Die Laborexperten fanden in den getesteten Produkten keine Pestizide. Und die Schwermetalle Nickel, Blei und Kadmium kamen nur in Spuren vor.
«Potato Wedges» selbst gemacht
– 500 Gramm festkochende Kartoffeln
– Olivenöl extra vergine
– 3 gepresste Knoblauchzehen
– Paprika edelsüss
– Kräuter nach eigenem Geschmack
– Grobes Meersalz
Kartoffeln putzen, in Sechstel-Schnitze schneiden. Für zehn Minuten in kaltes Wasser geben, abspülen und trocknen. Kartoffeln in einer Schüssel mit Olivenöl, Knoblauch, Paprika und Kräutern von Hand mischen. Tipp: Wer keine öligen Finger will, gibt alles in einen Plastikbeutel und schüttelt den Inhalt. Danach Kartoffeln nebeneinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen, Schnittfläche nach unten. Mit Meersalz bestreuen. Im Ofen bei 200 Grad etwa 30 Minuten backen, bis die Schnitze weich und goldgelb sind. Zwischendurch einmal wenden. Rasch servieren.
So wurde getestet
Ein deutsches Labor untersuchte für saldo zehn tiefgekühlte «Potato Wedges». Die Experten massen den Gehalt von Fett sowie von Acrylamid, das beim Erhitzen der Kartoffeln entsteht. Zudem prüften sie die Produkte auf die kritischen Chemikalien Chlorat und Perchlorat, Pestizide, die pflanzeneigenen giftigen Glykoalkaloide sowie die Schwermetalle Blei, Kadmium und Nickel.