Beim Lieferdienst Meineinkauf.ch in Konstanz (D) stehen zurzeit in der Lagerhalle unter anderem Hometrainer, Flachbildschirme und Plastikchristbäume bereit. Nach der Verzollung bringt der Paketzusteller DPD die Waren zu den Kunden in der Schweiz.
Die Produkte wurden bei einem deutschen Internetshop bestellt, der nicht in die Schweiz liefert. Meineinkauf dient in solchen Fällen als Zustelladresse in Deutschland und sorgt für die Weiterleitung der Pakete an die Besteller in der Schweiz.
Das Geschäft läuft gut: Die Firma hat nach eigenen Angaben rund 450'000 Kunden. Pro Tag bringt sie 2000 Pakete über die Grenze.
Meineinkauf lebt vor allem von der Mehrwertsteuerdifferenz
Gemäss der Firmensprecherin Lena El Mawla bestellen Schweizer Kunden vor allem Hautpflegeprodukte, Ersatzteile oder Kleider von Marken, die in der Schweiz nicht erhältlich sind. Dazu kommen laut El Mawla teurere Waren wie Matratzen oder Velos, bei denen die Preisdifferenz zwischen den Händlern in Deutschland und in der Schweiz mehr als 100 Franken beträgt.
Das funktioniert so: Schweizer Kunden müssen zuerst im Internet auf Meineinkauf.ch ein Konto einrichten. Dann erhalten sie eine Liefer- und eine Rechnungsadresse. Bei Bestellungen in deutschen Internetläden geben die Kunden dann die Lieferadresse von Meineinkauf und ihre Schweizer Rechnungsadresse an.
Die Produkte werden nach Konstanz geliefert. Dort besorgt Meineinkauf die Verzollung und die Weiterleitung der Pakete in die Schweiz. Pro Sendung kostet das pauschal Fr. 17.90, inklusive Zollabgaben und Schweizer Mehrwertsteuer.
Im saldo-Vergleich der Gebühren von vier Lieferdiensten zeigten sich deutliche Unterschiede. Meineinkauf ist in der Regel am günstigsten. Aber: Kunden aus der Schweiz erhalten die deutsche Mehrwertsteuer nicht erstattet. Denn Meineinkauf verdient an den unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen in der Schweiz und in Deutschland. Die Firma behält die Rückzahlung des deutschen Satzes von 19 Prozent für sich, der Kunde zahlt die Schweizer Mehrwertsteuer von im Normalfall 8,1 Prozent.
Ein weiterer Lieferdienst für grenzüberschreitende Pakete ist Mypaketshop.ch: Er befindet sich ennet der Grenze in Bad Säckingen (D), in der Nähe von Laufenburg AG. Die Firma hat gemäss eigenen Angaben rund 39'000 Kunden in der Schweiz. In der Lagerhalle befanden sich Ende November rund 5000 Pakete. Diese enthalten laut Geschäftsführer Simon Kühn vor allem Kosmetikartikel aus dem deutschen Drogeriemarkt DM, Proteinpulver oder Bestellungen bei Amazon.de.
Bei Mypaketshop kann man die Sendung auch selbst abholen
Auch Worldpaketshop.ch oder Grenzpaket.ch liefern in die Schweiz, sind aber teurer als Mypaketshop. Anders als Meineinkauf verdient Mypaketshop nicht an der Mehrwertsteuer. Mit der vom Zoll abgestempelten Rechnung können Kunden die deutsche Steuer vom Händler zurückverlangen. Eine Lieferung in die Schweiz kostet ab Fr. 29.95 plus Zollabgaben und Schweizer Mehrwertsteuer.
Eine Bestellung über Mypaketshop.ch lohnt sich im Vergleich mit Meineinkauf dann, wenn Kunden bei europäischen Shops ausserhalb von Deutschland bestellen oder wenn die Bestellung in mehreren Lieferungen verschickt wird. Denn Mypaketshop verlangt dafür keine Zusatzkosten.
Gut zu wissen: Wer will, kann das Paket bei Mypaketshop selbst abholen. Je nach Umfang der Sendung kostet das Fr. 3.55 bis Fr. 18.35. Laut Simon Kühn nutzen viele Kunden diese Möglichkeit. Der Augenschein von saldo zeigte: Die Parkplätze vor der Abholstation von Mypaketshop waren von vielen Autos mit Schweizer Kennzeichen belegt.
Kostenfallen beim Bestellen
- Vermeiden Sie Bestellungen bei Händlern, die die Bestellung auf mehrere Sendungen verteilt liefern, wie zum Beispiel Amazon Marketplace.
- Kunden von Meineinkauf müssen bei der Bestellung die Mail- und Rechnungsadresse von ihrem Meineinkauf-Konto angeben. Sonst kommen «Strafgebühren» von Fr. 19.90 hinzu.
- Bei Bestellungen von Händlern ausserhalb der EU fallen weitere Gebühren für die Verzollung an.