Glyphosat: Vom Acker in die Muttermilch
Der Unkrautvernichter kann Mensch und Tier schädigen. Trotzdem ist das Pestizid immer noch erlaubt. Ein deutscher Dokumentarfilm beleuchtet die Hintergründe.
Inhalt
saldo 13/2016
31.08.2016
Marc Mair-Noack
Glyphosat wurde 1965 als chemischer Rohrreiniger patentiert. Fünf Jahre später meldete die US-Firma Monsanto das Mittel auch als Pflanzengift gegen Unkraut an.
Die Dokumentation «Gift im Acker» zeigt, wie schwer es ist, die Schattenseiten eines lukrativen Produktes aufzudecken. -Innerhalb der EU übernahm das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR die gesundheitliche Einschätzung von Glyphosat. Eigene Tests mac...
Glyphosat wurde 1965 als chemischer Rohrreiniger patentiert. Fünf Jahre später meldete die US-Firma Monsanto das Mittel auch als Pflanzengift gegen Unkraut an.
Die Dokumentation «Gift im Acker» zeigt, wie schwer es ist, die Schattenseiten eines lukrativen Produktes aufzudecken. -Innerhalb der EU übernahm das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR die gesundheitliche Einschätzung von Glyphosat. Eigene Tests machte das Institut nicht. Es stützte sich auf vorhandene Studien. Fazit: Das Pflanzengift reize die Augen – eine krebserregende oder anderweitig giftige Wirkung sei aber nicht erwiesen.
Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO sehen das anders: Das Bundesinstitut habe kritische Studien als unzuverlässig abgewertet oder gar nicht berücksichtigt.
Beispiele aus der Praxis nähren den Verdacht, dass Glyphosat nicht harmlos ist. Der Film zeigt: Auf Bauernhöfen, die glyphosathaltiges Tierfutter verfütterten, brachten Kühe häufiger behinderte Kälber zur Welt. Oder sie erlitten vermehrt Fehlgeburten. Als die Bauern auf glyphosatfreies Futter wechselten, gingen die Probleme markant zurück.
Durch Getreide oder via Tierfutter übers Fleisch gelangt das Pestizid in den menschlichen Körper. Der «Gesundheitstipp» fand Glyphosat im Rahmen einer Stichprobe in jeder zweiten Urinprobe (Ausgabe 5/2015). Der Unkrautvertilger findet sich auch in der Muttermilch.
Auch auf den Feldern selbst ist der Einsatz laut Film problematisch: Böden, die während zehn und mehr Jahren mit Glyphosat behandelt wurden, sind weniger fruchtbar. Zudem sind die Wurzeln der Getreide geschädigt.
Im Sommer entschied die EU-Kommission, dass Glyphosat weitere 18 Monate zugelassen ist. Auch in der Schweiz ist das Mittel erlaubt. Der Film ist abrufbar unter http://www.saldo.ch/cL360e.
«Gift im Acker. Glyphosat, die unterschätzte Gefahr.» Ein Film von Volker Barth und Susanne Richter. Deutschland 2015.
43 Minuten. WDR 2016.