Die Winterthurerin Eliane S. schwärmt: «Vor zwei Jahren haben wir einen Glasfaseranschluss bekommen. Wir konnten damit unter mehreren Anbietern von Telekomdienstleistungen auswählen. Das Surfen im Internet funktioniert nun blitzschnell.» Sie könne gleichzeitig fernsehen und via Internet Filme herunterladen. «Noch dazu kann ich mit meinem Bruder in Australien problemlos videotelefonieren. Früher brach bei uns ständig die Verbindung zusammen.»
In der Zürcher Landgemeinde Altikon sieht die Situation ganz anders aus: Das Dorf verfügt nur über einen Telekomanbieter, nämlich die Swisscom. Surfen, TV schauen und Telefonieren ist zwar in der ganzen Gemeinde möglich, doch die verfügbaren Datengeschwindigkeiten sind oft tief. Sie entsprechen laut Swisscom beim Download teilweise nur 5 Prozent der heute üblichen Leistung eines Glasfasernetzanschlusses. Beim Hochladen von Daten werden sogar nur 1,5 Prozent erreicht.
Wer nicht in den Zentren wohnt, hat das Nachsehen
Die grossen Zentren sind gut mit Glasfaserkabel erschlossen, bis in die Häuser und einzelnen Wohnungen. Das zeigt ein Blick auf die Website Breitbandatlas.ch des Bundes. Die Technologie heisst Fiber to the Home und erlaubt ultraschnelle Datenübertragungsraten.
Ausserhalb der Zentren reicht die Glasfaser aber meist nur bis zur Strasse. Von dort aus wird die Verbindung dann über das alte Kupferkabel oder übers UPC-Kabelnetz weitergeführt. Dementsprechend langsam ist die Verbindung.
In der Stadt Zürich baut das Elektrizitätswerk Zürich (EWZ) gemeinsam mit der Swisscom bis Ende 2019 ein flächendeckendes Glasfasernetz mit mehreren Fasern. Die Stimmbürger haben dafür einen Kredit von insgesamt 600 Millionen Franken gutgeheissen. Die Swisscom beansprucht eine Faser exklusiv für sich, die übrigen gehören dem Elektrizitätswerk und werden an andere Telekom-Unternehmen vermietet. 190 000 Haushalte und Büros in Zürich sind gemäss EWZ bis jetzt ans Glasfasernetz angeschlossen. Wer über einen solchen Anschluss verfügt, kann für Internet, Telefonie und TV aus bis zu zwölf Providern wie Swisscom, Sunrise oder Iway.ch wählen.
Für den digitalen Stadt-Land-Graben in der Schweiz ist die Politik verantwortlich. Sie hat es verpasst, die Glasfaserinfrastruktur in der Grundversorgung festzuschreiben, so wie es etwa beim Stromnetz oder der Wasserversorgung der Fall ist.
Die Swisscom sagt, sie baue Glasfasern bis in die Wohnungen vorwiegend in dicht besiedelten Gebieten. In ländlichen Gebieten lohnten sich die hohen Erschliessungskosten zu wenig. Auf dem Land setzt die Swisscom nur auf Glasfaser bis zur Strasse. Das kommt den Telekom-Konzern günstiger als Glasfasern bis in die Wohnungen – und verbessert die bisherige Geschwindigkeit der Kupferleitung deutlich. Aber an die Leistung eines richtigen Glasfaseranschlusses kommt das nicht heran.
Gemeinden können die Erschliessung selber zahlen
Wenn Gemeinden ein schnelles Internet wollen, müssen sie das Heft selbst in die Hand nehmen. Damit sind sie für Unternehmen und Einwohner attraktiver.
Beispiel Kölliken AG: Gemeinderat Andreas Von Gunten möchte den Glasfaseraufbau in seiner Gemeinde vorantreiben. «Den meisten Leuten ist nicht bewusst, wie wichtig schnelle Datenverbindungen sind. Was früher für die Gemeinde der Autobahnanschluss war, ist heute die Glasfaser.»
Die Gemeinde Lindau ZH schloss mit der Swisscom einen Kooperationsvertrag ab. 2013 bewilligten die Stimmbürger 3,5 Millionen Franken für die Erschliessung aller Wohnungen und Gewerbebauten mit einem Glasfasernetz. Die Kosten teilen sich die Swisscom und die Gemeinde. Vize-Gemeindepräsident Hanspeter Frey ist überzeugt, dass sich die Investitionen für die Gemeinde lohnen. Vor allem das Gewerbe benötige hohe Datenvolumen.