Wer Apfelschorle mag, hat die Wahl: Zum Beispiel zwischen der Traditionsmarke Ramseier, der Coop-Billiglinie Prix Garantie und der Lidl-Marke Freeway. Lidl verlangt für 1,5 Liter Fr. 1.39, Coop Fr. 1.40. Ramseier kostet mehr: in der Migros Fr. 2.60. Im Denner ebenfalls.
Alle drei Produkte stammen von Ramseier. Alle drei Getränke bestehen aus 60 Prozent Apfelsaft, der maximal 10 Prozent Birnensaft enthält. Sie unterscheiden sich nur im Preis. Auch wenn Ramseier sagt: «Die Ramseier-Apfelschorle zeichnet sich durch einen einmaligen Geschmack aus, der sich von den Eigenmarken-Produkten unterscheidet.»
Ramseier ist bei weitem nicht der einzige Markenhersteller, der Eigenmarkenprodukte herstellt. Weitere Beispiele:
- Roland in Murten FR liefert seine Bretzeli der Migros, die sie als Eigenmarke Party im Sortiment hat. Sie kosten 24 Prozent weniger als das Markenprodukt. Ansonsten gibts keinen Unterschied.
- Emmi in Ostermundigen BE produziert nicht nur das eigene Schokoladegetränk Comella, sondern versorgt auch Denner und Volg mit dem Choco- Drink. Ersparnis bei Denner: 69 Prozent. Emmi liefert Milfina an Aldi, Chocato an Coop und Milbona an Lidl – allerdings mit einer leicht veränderten Zusammensetzung. Statt Schokoladepulver enthalten sie Kakaopulver.
- Hilcona in Schaan FL stellt nicht nur Ravioli für die Billiglinie der Mutterfirma Coop her, sondern auch für Aldi – unter dem Namen Primana. Praktisch gleich sind auch die Ravioli von Volg. Sie enthalten aber 3,5 statt 5 Prozent Pouletfleisch. Trotzdem kosten sie fast das Doppelte.
Hersteller kaschieren ihre Markenprodukte
Natürlich sollen die Kunden nicht merken, dass die Markenprodukte unter anderem Namen und in anderer Verpackung günstiger zu haben sind. Deshalb wählen die Hersteller in den Zutatenlisten manchmal unterschiedliche Bezeichnungen für die gleiche Zutat. Emmi etwa bezeichnet das Verdickungsmittel mal als Carrageen, mal als E407. Hilcona verwendet mal den Begriff Zitronensäure, mal E330. Eptinger druckt den Mineraliengehalt seiner Flaschenwässer in unterschiedlicher Reihenfolge auf.
Manche Hersteller verändern die Rezepte minimal. So liefert Chocolat Villars in Freiburg seine Milchschokoladen mit Alkoholfüllung unter der Marke Deluxe an Lidl. Die Lidl-Schokolade enthält mehr Alkohol und kostet 33 Prozent weniger. Roland setzt dem eigenen Zwieback Mineralstoffe zu, dem Hello-Family-Zwieback für Coop hingegen nicht.
Die Kambly-Ficelles stellt Konkurrent Roland her
Abenteuerliche Lieferwege gibt es vor allem bei Backwaren. Kambly in Trubschachen BE verkauft seine Ficelles zwar unter eigenem Namen. Hersteller ist aber Roland. Umgekehrt beliefert Kambly den Discounter Lidl mit Nussstängeli unter dessen Eigenmarke Sondey. Auf der Rückseite steht klein: BiscQuality GmbH, Zug. Das ist ein Unternehmen, das Kambly gehört.
Coop und die Migros arbeiten zusammen
Mit dem Wettbewerb im Schweizer Detailhandel ist es nicht weit her. Jeder geschäftet mit jedem. Sogar mit den schärfsten Konkurrenten. Beispiel: Die Coop-Tochter Hilcona in Schaan FL beliefert alle wichtigen Schweizer Detailhändler – Aldi, Coop, Denner, Lidl und Volg zum Beispiel mit Ravioli, die Migros mit Erbsen. Damit es niemand merkt, versieht Hilcona die Produkte mit den Etiketten der jeweiligen Händler. Umgekehrt beliefern auch Migros-Betriebe die Konkurrenz. Die Molkerei Elsa in Estavayer FR versorgt Coop mit Joghurt und Milch, die Biskuit- und Glace-Fabrik Midor in Meilen ZH beliefert Aldi, Denner und Volg.