Proviande, die Branchenorganisation der Fleischwirtschaft, will in den Schlachthöfen Tests machen, um die Herkunft eines Stücks Fleisch zu überprüfen. Ab kommendem Frühjahr soll jedem Rind und Kalb im Schlachthof eine DNS-Probe entnommen werden. Für jedes Tier wird dann in einer Datenbank ein DNS-Profil angelegt und mit der Ohrenmarke verknüpft. Diese Nummer ist in der Tierverkehrsdatenbank gespeichert und gibt an, von welchem Hof ein Tier in den Schlachthof kam. Proviande will dann in Supermärkten und der Gastronomie 3600 Stichproben durchführen. Dabei wird die DNS der Fleischproben mit der DNS in der Datenbank verglichen. Stammt das Fleisch aus einem Schweizer Schlachthof, gilt es als Schweizer Fleisch.
Proviande weiss noch nicht, wie viele Schlachtbetriebe beim Programm überhaupt mitmachen. Die Teilnahme der Schlachthöfe ist freiwillig. Sie müssen die Tests auch selbst bezahlen.
Am Schluss werden die Konsumenten zahlen
Proviande rechnet mit jährlichen Ausgaben von rund 4,5 Millionen Franken. Für diese Kosten werden wohl am Ende die Konsumenten aufkommen. Denn die Schlachtbetriebe können die Zusatzausgaben über höhere Fleischpreise wieder reinholen.
Der Herkunfts-Check ist nicht nur aufwendig und mit Kosten verbunden – auch der Nutzen ist zweifelhaft: Der Test sagt weder über die Qualität des Fleischs etwas aus noch darüber, ob das geschlachtete Tier tatsächlich «Schweizer» war. Denn: Als Schweizer Fleisch gilt auch Fleisch eines Tieres, das im Ausland geboren wurde. Es muss nur den überwiegenden Teil seines Lebens in der Schweiz verbracht oder den grössten Teil seines Gewichts im Land zugelegt haben. So regelt es die Verordnung über die Kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln.
Laut Werner Siegenthaler von Proviande geht es darum, «Vertrauen zu halten und zu vertiefen». Proviande räumt ein, dass es keine Zahlen über Etikettenschwindel gibt. Ihnen seien nur die Fälle bekannt, «die von der Presse kommuniziert wurden». Für Aufsehen sorgte zum Beispiel der Fleischskandal um Carna Grischa in Landquart GR im Jahr 2014. Der Fleischhändler hatte ausländisches Fleisch als Schweizer Fleisch verkauft.
Hackfleisch: Mix aus bis zu 100 Tieren
Gentests bei Fleisch sagen nicht nur wenig aus, sie wären – richtig ausgeführt – auch extrem aufwendig.
Beispiel: In einer Packung mit gehacktem Rindfleisch von der Migros hat es nicht nur Fleisch eines einzigen Tiers. «Im Hackfleisch kann sich Fleisch von rund 100 Rindern befinden», sagt Mediensprecherin Christine Gaillet. So viele Tiere würden gemeinsam verarbeitet.
Der Arte-Dokfilm «Wege des Fleisches» von 2015 zeigte: Eine Packung mit gemischtem Hackfleisch von Aldi enthielt Fleisch von 60 Kühen und von 150 Schweinen. sr