Generika: Potenzial wird nicht ausgenützt
Nachahmerprodukte sollten die Medikamentenkosten senken. Die Ausgaben der Krankenkassen für Medikamente steigen aber trotzdem weiter an.
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saldo 08/2020
28.04.2020
Eric Breitinger
Axel Müller, Geschäftsführer von Intergenerika, dem Verband der Generikahersteller, sagt: «Patienten konnten im vergangenen Jahr 457 Millionen Franken einsparen, weil sie Originalmedikamente durch günstigere Generika ersetzten.»
Was der Lobbyist verschweigt: Generikaverkäufe kommen kaum vom Fleck. 2017 waren nur 23 Prozent der von den Kassen erstatteten Medikamente Generika – 2 Prozent mehr als im Jahr 2011. Die Schweiz lieg...
Axel Müller, Geschäftsführer von Intergenerika, dem Verband der Generikahersteller, sagt: «Patienten konnten im vergangenen Jahr 457 Millionen Franken einsparen, weil sie Originalmedikamente durch günstigere Generika ersetzten.»
Was der Lobbyist verschweigt: Generikaverkäufe kommen kaum vom Fleck. 2017 waren nur 23 Prozent der von den Kassen erstatteten Medikamente Generika – 2 Prozent mehr als im Jahr 2011. Die Schweiz liegt damit auf dem vorletzten Platz von 26 Ländern. Nur Luxemburg schneidet mit einem Anteil von 11 Prozent noch schlechter ab. In Deutschland machen Generika über 80 Prozent aller kassenpflichtigen Medikamente aus, in den Niederlanden 76 Prozent, in Österreich rund 50 Prozent. Das geht aus den neusten Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hervor.
Andreas Schiesser vom Kassenverband Curafutura kritisiert: «Ärzte und Spitäler nutzen das Einsparpotenzial von Generika immer noch zu wenig.» Das bekommen auch die Prämienzahler zu spüren. Die Krankenkassen gaben von März 2019 bis Februar 2020 7,1 Milliarden für Medikamente aus – rund 400 Millionen mehr als in den zwölf Monaten zuvor. Allein für Originalkrebsmittel bezahlten die Kassen 155 Millionen Franken mehr als im Vorjahr, für Immunsuppressiva waren es 57 Millionen. Novartis steigerte seinen Umsatz in dieser Periode um 43 Millionen auf 542 Millionen Franken. Das zeigen neue Zahlen der Marktforschungsfirma Sasis AG.
Nachahmerprodukte sind in anderen Ländern viel günstiger
Ein Grund für das Schattendasein von Generika in der Schweiz: Sie sind in der Regel nur 30 Prozent günstiger als Originalpräparate (saldo 18/2018). In anderen Ländern sind die Unterschiede erheblich grösser. Generika sind laut dem Krankenkassenverband Santésuisse seit Jahren doppelt so teuer wie in Deutschland, Österreich und sieben weiteren europäischen Ländern.