Mit einem so mageren Ergebnis hatte Heinz Krüsi (Name geändert) aus Oetwil an der Limmat ZH nicht gerechnet. Nach 36 Jahren Sparen fürs Alter waren aus Einzahlungen in der Höhe von 111'482 Franken gerade einmal 119'980 Franken geworden. Viel weniger, als er nach dem Gespräch mit einem Versicherungsberater erwartet hatte.
Im Januar 1988 hatte Krüsi bei der damaligen Versicherung «Helvetia Leben» eine gebundene Vorsorgepolice abgeschlossen. Das ist eine gemischte Lebensversicherung, die das Vorsorgesparen in der Säule 3a mit einer Todesfallversicherung kombiniert. Bei den Leistungen war auch eine Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit dabei.
Hohe Abzüge für die Prämien verringern Sparguthaben
Der Berater hatte Heinz Krüsi vom garantierten «technischen Zins» von 3 Prozent vorgeschwärmt und ihn im Glauben gelassen, seine Einzahlungen würden zu diesem Zinssatz verzinst. Im Laufe der Zeit ging die Police auf den Versicherer Elvia über, bis die Allianz wiederum diese Versicherung übernahm.
Nach einer Vertragsdauer von 36 Jahren mit fixen Jahresprämien kam die Police dieses Jahr zur Auszahlung. Irritiert über den tiefen Betrag, der ihm ausbezahlt worden war, verlangte Heinz Krüsi von der Allianz eine detaillierte Abrechnung.
Die Allianz sandte ihm daraufhin eine Prämienaufstellung, welche zeigt, dass von den einbezahlten Prämien allein 13'379 Franken für die Erwerbsausfall-Zusatzversicherung verwendet wurden. Weitere 37'075 Franken nutzte die Allianz zudem als «Risiko- und Kostenprämie». Die Analyse der Zahlen zeigt: Die Abrechnung ist korrekt. Als Heinz Krüsi die Police abschloss, garantierte ihm die Versicherung lediglich, dass seine Hinterbliebenen im Falle seines vorzeitigen Todes 100 '000 Franken erhalten würden.
Im «Erlebensfall», also wenn er nach der Laufzeit von 36 Jahren noch leben sollte, würde es ebenso viel geben. Der garantierte Betrag für beide Szenarien wurde im Laufe der Zeit auf 112 596 Franken erhöht. Zudem wurde Heinz Krüsi an «Überschüssen» des Versicherers beteiligt, die aber nicht garantiert waren und die der Versicherer frei zuteilen konnte. Am Schluss gab es für Krüsi Überschüsse von insgesamt 7384 Franken.
Der «technische Zinssatz» sagt nichts über die Rendite aus
Was der Versicherungsverkäufer dem Käufer bei Vertragsabschluss im Jahr 1988 alles versprochen hatte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Der sogenannte «technische Zinssatz» wird aber von Versicherungsvertretern häufig als Verkaufsargument herangezogen – ohne den Kunden zu erklären, was darunter zu verstehen ist. Der versprochene technische Zinssatz sagt nichts über die tatsächliche Rendite einer Sparversicherung aus.
Von den eingezahlten Prämien werden zuerst sämtliche Risikokosten sowie die Abschlusskosten (Provision des Versicherungsverkäufers) sowie die Administrationskosten der Versicherungsgesellschaft abgezogen. Nur was danach noch übrig bleibt, wird verzinst. Das reduziert die auf den ersten Blick vermeintlich attraktive Rendite auf die einbezahlten Gelder massiv.