Früher trug Daniel Haussener nie dunkle Kleider. Die weissen Hautschüppchen, die von seinem Kopf fielen, waren darauf besonders gut zu sehen. Das Problem begann in seiner Jugend. «Die Kopfhaut juckte und war gerötet», erinnert sich der heute 56-jährige Baselbieter. Besonders schlimm war es, wenn er eine Mütze oder den Töffhelm trug. «Das führte zu krustenartigen Stellen auf dem Kopf.»
Er ist nicht allein: Eine Untersuchung aus Frankreich ergab, dass rund jeder fünfte Mann und jede achte Frau unter starkem Schuppenbefall leiden. Für die Schweiz gibt es keine Zahlen.
Mildes Shampoo kann das Problem in vielen Fällen lösen
Schuppen sind Hautpartikel. Die Kopfhaut erneuert sich bei den Betroffenen schneller als normal und schält sich sichtbar ab. Viele greifen dann zu einem Antischuppen-Shampoo. Doch oft helfen schon ein mildes Shampoo und das richtige Verhalten bei der Haarpflege. Das gilt vor allem dann, wenn man unter trockenen Schuppen leidet (siehe PDF).
Trockene Schuppen sind klein, weiss und kleben nicht zusammen. Ursache ist eine ausgetrocknete, gereizte Kopfhaut. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ sagt: «Das kann schon passieren, wenn man die Haare zu häufig wäscht.» Ältere Menschen sind öfter betroffen, weil ihre Haut nicht mehr so viel Talg produziert und deshalb trockener ist. In einigen Fällen sind Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Ekzeme die Ursache.
Trockene Schuppen: Haare nicht täglich waschen
Schlagenhauff empfiehlt bei trockenen Schuppen, die Haare nicht täglich zu waschen. «Am besten verwendet man jeweils ein sehr mildes Shampoo.» Es gibt Produkte, die der Kopfhaut Fett und Feuchtigkeit zurückgeben. Sie enthalten Weizenkeimöl, Mandelmilch, Aloe vera oder Harnstoff. Zudem sollten Betroffene wenig Spray, Gel und Färbemittel verwenden. Sie strapazieren die Kopfhaut zusätzlich.
Die 28-jährige Sara Schweizer (Name geändert) schwört auf Olivenöl. Sie litt an Schuppenflechte. Ihre Kopfhaut juckte, und überall lösten sich kleine Hautschüppchen. «Dank des Olivenöls hörte das Jucken auf – und mit der Zeit verschwand auch die Schuppenflechte.» Das Olivenöl verteilte die junge Frau jeweils mit den Fingern auf der Kopfhaut, bis sich alles feucht anfühlte. Ein grosses Frotteetuch schützte das Kopfkissen vor Flecken beim Einwirken über Nacht.
Wenig hilfreich ist eine Ölkur bei fettigen Schuppen. Sie entstehen, weil die Kopfhaut zu viel Talg produziert. Dieser zersetzt sich und dient den Hefepilzen auf dem Kopf als Futter. Die Folge: Die Pilze vermehren sich übermässig, die Kopfhaut entzündet sich und juckt. Es bilden sich gelbliche Schuppenklümpchen. Betroffen sind vor allem Männer – männliche Hormone fördern die Produktion von Talg.
Fettige Schuppen: Ätherische Öle ins Shampoo mischen
Fachärztin Bettina Schlagenhauff rät in diesen Fällen, die Haare häufiger oder gar täglich zu waschen. Dies mit einem Shampoo, das leicht entfettet. Gut wirken auch Shampoos mit Pflanzenextrakten, die Gerbstoffe enthalten. Dazu gehören Eichen- oder Weidenrinde. Diese entfetten Kopfhaut und Haare.
Gemäss Martin Koradi, Spezialist für Pflanzenmedizin, können bei fettigen Schuppen auch ätherische Öle wirken. «Sie hemmen das Wachstum von Pilzen», sagt der Winterthurer. Das gelte für Teebaum-, Lavendel- oder Korianderöl. Allerdings sei diese Wirkung sowie die nötige Dosis bei Schuppen nie wissenschaftlich untersucht worden. Wer es trotzdem versuchen will, mischt einfach ein paar Tropfen ätherisches Öl in ein Shampoo. Vorsicht ist bei Teebaumöl angebracht: Viele Menschen reagieren darauf allergisch.
Bei fettigen Schuppen sind «2 in 1»-Shampoos ungeeignet – sie enthalten gleichzeitig eine Pflegespülung. Ebenso sollte man Produkte mit dem Inhaltsstoff Selendisulfid nicht verwenden: «Dieser Wirkstoff beruhigt eigentlich die Haut, kann aber die Talgproduktion zusätzlich anregen», warnt Schlagenhauff.
Nützen all diese Massnahmen zu wenig, ist ein Antischuppen-Shampoo sinnvoll. Diese Produkte enthalten Stoffe, die Schuppen auflösen, Pilze bekämpfen oder das Erneuern der Hautzellen bremsen. Beatrice Schlagenhauff rät, solche Shampoos zweimal pro Woche zu verwenden. Zu häufig eingesetzt, trocknen sie die Kopfhaut aus oder machen die Haare spröde. Übrigens: Das Antischuppen-Shampoo muss mehrere Minuten einwirken.
Problematische Stoffe in vielen Spezial-Shampoos
Einige Inhaltsstoffe von Antischuppen-Shampoos sind umstritten. Experten der deutschen Zeitschrift «Öko-Test» bemängeln, dass viele Produkte den Stoff Zinkpyrithion enthalten. «Er kann sensible Kopfhaut reizen und greift in die Zellteilung ein.» Heikel sei auch der chemische Stoff Climbazol. Er steht im Verdacht, Krebs zu fördern.
Auch Daniel Haussener wurde seine Schuppen los. Dem Baselbieter half eine Antischuppen-Lotion mit Huflattich. Er strich sich das Produkt jeden Abend ins Haar und liess es einwirken. Am nächsten Morgen wusch er die Haare mit Huflattich-Shampoo und spülte sie gut aus. Zwischendurch – «wenn das Jucken und die Rötung besonders stark waren» – benutzte er ein Shampoo mit Weidenrinde.