Sonja Schwegler hat sich in den letzten zehn Jahren zurückgezogen. Konzerte besucht sie kaum mehr, spazieren geht sie nur noch mit ihrem Hund. «Alles andere ist mir peinlich», sagt die 65-Jährige. Seit einer Darmoperation vor zehn Jahren leidet sie an heftigen Blähungen. «Ständig rumpelt mein Bauch.» Ausserdem muss sie pro Tag häufig auf die Toilette.
Ursprung der Blähungen sind überschüssige Gase, die sich im Darm ansammeln. Die Gase entstehen, wenn Bakterien das Essen verdauen. Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen enthalten viele Ballaststoffe und sind deshalb für die Bakterien schwer verdaulich. Auch Getränke mit Kohlesäure, Zucker oder schlechtes Kauen können Blähungen verursachen. Wenn die Gase im Darm festsitzen kann es zu Bauchkrämpfen kommen.
Pfefferminze und Ingwer tun dem Bauch gut
Die Ärzte verschreiben oft starke Medikamente, etwa mit dem Wirkstoff Simeticon. Doch Sonja Schwegler fürchtet schädliche Nebenwirkungen. Die Ärztin und Homöopathin Stephanie Wolff aus Bülach ZH gibt ihr recht: «Chemische Mittel können der Magen-Darm-Flora schaden.»
Eine Alternative sind pflanzliche Mittel – etwa die Pfefferminze. In einer Übersichtsstudie kamen US-Forscher zum Schluss, die Pflanze sei ein «wirksames Mittel» gegen Magen-Darm-Beschwerden (siehe Tabelle).
Auch Ingwer tut dem Bauch gut. Reinhard Saller, emeritierter Professor für Naturheilkunde an der Universität Zürich, empfiehlt einen Aufguss aus frischem Ingwer: «Man schneidet ein etwa fünf Zentimeter breites Wurzelstück klein, giesst kochendes Wasser darüber und lässt das Getränk zehn Minuten ziehen.» Wem der Geschmack zu scharf ist, kann es mit Honig süssen. Am besten trinkt man drei Tassen davon über den Morgen und frühen Nachmittag verteilt.
Mittel mit ätherischen Ölen lindern Krämpfe
Besonders wertvoll an Pfefferminze und Ingwer seien ätherische Öle, sagt Saller. Sie geben den Pflanzen nicht nur ihren aromatischen Geruch, sondern entspannen auch die Muskeln im Magen und im Darm und lösen die unangenehmen Gase auf. «Mittel mit ätherischen Ölen sind deshalb vor allem für Leute geeignet, die Blähungen mit schmerzhaften Krämpfen haben.»
Auch Kümmel enthält ein ätherisches Öl. Saller sagt: «Wer schnell Blähungen kriegt, sollte Bohnen oder Kohl mit Kümmel würzen.» Anis- oder Fenchelfrüchte wirken ebenfalls wohltuend. Wichtig: Die Samen müssen gut gekaut oder mit einem Mörser zerstossen werden, damit sie wirken. Leute, die unter Blähungen mit Völlegefühl leiden, wählen besser ein Mittel mit Bitterstoffen. Diese stimulieren die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts. So kann sich der Magen besser zusammenziehen und das Essen in den Darm transportieren. Pflanzen mit vielen Bitterstoffen sind beispielsweise Artischockenblätter, Enzianwurzeln oder die Wurzeln und das Kraut des Löwenzahns.
Tropfen enthalten oft Alkohol. Für Schwangere und Frauen, die stillen, sowie für kleine Kinder sind sie weniger geeignet. Ihnen empfiehlt Ärztin Stephanie Wolff homöopathische Mittel.
Sonja Schwegler hat ein pflanzliches Mittel gefunden, das ihr hilft. Jeden Abend vor dem Essen nimmt sie die Boldocynara-Tropfen. Sie enthalten heilsame Pflanzen wie Artischocke, Löwenzahn und Pfefferminze. Zudem schwört Sonja Schwegler auf das Mineralpulver Zeolith. «Ich kann sogar wieder blähendes Gemüse wie Bohnen oder Erbsen essen», sagt sie.
Tipps
- Essen Sie langsam und kauen Sie gut. Der Speichel verdaut das Essen im Mund vor.
- Verzichten Sie auf Kohlensäure.
- Meiden Sie Light-Produkte und Kaugummi mit dem Süssstoff Sorbit.
- Machen Sie nach dem Abendessen einen Spaziergang. Bewegung hilft wirksam gegen Blähungen.
- Zerstossen Sie Fenchel-, Kümmel- oder Anissamen mit einem Mörser und fügen Sie Ingwer dazu. Mit heissem Wasser übergiessen und den Aufguss trinken.