Saldo-Leser Remo Frei aus Basel (Name geändert) nutzt regelmässig Facebook. Seit Wochen stösst er dort auf Nachrichten, in denen von einem angeblichen Artikel der deutschen «Bild»-Zeitung über die Fernsehsendung «Die Höhle der Löwen» die Rede ist.
«Höhle der Löwen macht Schweizer reich mit Öl!», steht in dicken Lettern in der Überschrift des Artikels. Angeblich habe eine ganze Reihe von Leuten mit einer Trading-Plattform sehr viel Geld verdient. Und zwar mit einer Software, mit der sich dank einem speziellen Algorithmus in kurzer Zeit hohe Gewinne erzielen liessen. Der Handel sei derart lukrativ, dass die Ausstrahlung der Sendung verboten worden sei.
«Was ist da wirklich dran?», fragte sich Remo Frei. Tatsache ist: Der Beitrag ist gefälscht. Nicht nur die Facebook-Benutzer erhalten solche angeblichen Berichte von «20 Minuten», «Tages-Anzeiger», «Die Zeit», «Bild» oder «Blick». Betrüger verschicken die gefälschten Artikel auch an ausgewählte E-Mail-Adressen.
Märchenhafte Gewinne verleiten zu immer grösseren Einsätzen
«K-Geld» warnte bereits vor über drei Jahren vor dieser Masche («K-Geld» 5/2019): Damals behaupteten die Betrüger zum Beispiel in einer gefälschten «Blick»-Story, dass DJ Bobo dank einer Trading-Webseite knapp einem Privatkonkurs entgangen sei und danach ein Vermögen machte. Auch der «Blick» brachte kürzlich einen grossen Artikel über diese Masche. Doch gleichzeitig konnten Leser auf der «Blick»-Webseite eine Anzeige sehen, die für eine solche Plattform warb und den gefälschten «Bild-Beitrag verlinkte.
Das Vorgehen der Betrüger ist immer ähnlich: Meist sollen potenzielle Anleger, die sich auf eine Anzeige melden, zuerst nur einen kleinen Einsatz von beispielsweise 250 Euro auf der Plattform investieren. Bezahlt wird per Kreditkarte. Gleichzeitig muss man einem «Compliance-Department» eine Kopie des Passes oder der Identitätskarte zusenden.
Innert kurzer Zeit weisen die Betrüger auf dem jeweiligen Handels-konto märchenhafte Gewinne aus – die 250 Euro vermehren sich rasant. Verlangt man beim ersten Mal einen Gewinn heraus, geschieht das meist ohne Probleme. So werden die Kunden dazu verleitet, immer grössere Beträge zu überweisen.
Das geschieht nicht nur per Kreditkarte oder auf Bankkonten, die sich vor allem in Osteuropa, Afrika oder Asien befinden. Oft zahlen die Opfer auch auf Konten von Bitcoin-Börsen wie Coinbase, Kraken und Binance ein und senden diesen so Kryptowährungen.
Will ein Anleger sich dann einen grösseren Teil des vermeintlichen Gewinns auszahlen lassen, wird er mit Ausreden abgespeist. Etwa mit dem Hinweis, man müsse zuerst Steuern zahlen. Oder die Handelsplattform brauche einen Teil der Gewinne als «Sicherheit» für weitere Handelsaktivitäten. Zahlen die Opfer für angebliche Steuern nach, verlieren sie ein weiteres Mal Geld.
Betrüger finden immer neue Wege für Fake-Anzeigen
Angesprochen auf die betrügerische Werbung auf Blick.ch, schreibt ein Mediensprecher des Ringier-Verlags: «Das Unterbinden solcher Werbeanzeigen ist uns ein grosses Anliegen. Wir schliessen deshalb Netzwerkpartner, die solche Werbung transportieren, konsequent aus.» Die Betreiber solcher unerwünschter Werbung würden aber immer wieder neue Wege finden, um sich einen Anzeigenplatz auf den Ringier-Plattformen zu sichern.