Schweizer Köche sind offenbar bequem geworden. Anders lassen sich manche Produkte der Lebensmittelhersteller nicht erklären. Auf der «Internationalen Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie, Take-away und Care» in Basel präsentierten Ende des Jahres Hunderte Aussteller die «neusten Trends» in der Gastronomie. Allzu verlockend klingen die nicht.
Die Firma Hügli aus Steinbach SG beispielsweise bietet Pulled Pork «wie aus dem Smoker» an. Das beliebte Schweinefleisch wird eigentlich stundenlang in einem geschlossenen Grill – dem Smoker – gegart und geräuchert. Doch Hügli liefert Zutaten und Zubehör, damit es einfacher geht. Ganz ohne Grill.
Der Fleischverstärker wird direkt in die Schweineschulter gespritzt
Das «Grillieren wie die Weltmeister» funktioniert folgendermassen: Zuerst verrührt man das Pulver «Stein’s Best BBQ Meat Booster» (übersetzt etwa: «Bester Barbecue-Fleisch-Verstärker») mit etwas Wasser. Dann zieht man schwarze Latexhandschuhe an und injiziert die Mischung mit der metallenen Spritze «Aroma Injector» in ein Stück Schweineschulter. Nachdem man das Fleisch mit einer anderen Würzmischung eingerieben und mit Barbecue-Sauce übergossen hat, kommt es in einen normalen Backofen. Fertig ist die Grillspezialität.
Noch schneller geht es bei der Gastro-Firma Le Patron aus Böckten BL. Sie liefert den fertigen Pulled-Pork-Burger mitsamt Brötchen – einfach auftauen, erwärmen, servieren. Wer es nicht schafft, ein Ei in die Pfanne zu hauen, für den gibt es die «gelingsicheren», tiefgefrorenen Spiegeleier von Eipro aus Lohne (D). «Eipro gibt dem Ei neue Perspektiven», heisst es in einer Broschüre. Die Firma bewirbt das Tiefkühl-Ei als «echtes Naturprodukt» mit «natürlichem Geschmack und frischer Optik». Auch Rührei und Omelettes gibt es aus der Gefriertruhe – letztere «traditionell geklappt» und «immer attraktiv in Form».
Bei Emmi in Emmenbrücke LU gibts die fertige «Cremige Basismasse für die süsse und salzige Anwendung»: Mit dem Gemisch aus Magermilch, Ricotta und Rahm lassen sich Quarktorten, Dessertcremen, Dipsaucen, Flammkuchen oder Baked Potatoes zubereiten. Die Vorteile der Masse: eine «stabile Konsistenz» und eine «effektive Produktion».
Uto-Kulm-Koch ist begeistert von der Butter-Alternative
Für «schnittfeste und cremige Kreationen» wie Tiramisu oder Mousse» empfiehlt Emmi «Qimiq Classic». Es besteht aus Halbrahm und Gelatine. Bei den Kunden kommt das offenbar gut an: Jährlich verkauft der Grosskonzern Emmi nach eigenen Angaben 66 Tonnen «Qimiq».
Der Food-Gigant Unilever beglückt Restaurants mit der Butter-Alternative «Phase Professional», hergestellt in Polen. Sie besteht zu 72 Prozent aus Palm- und Rapsöl und ist «30 Prozent günstiger» als Butter. Auf Youtube verkündet ein Koch des 4-Sterne-Hotels Uto Kulm auf dem Uetliberg ZH, damit spare er gegenüber dem Einsatz von Butter im Jahr «schnell 10 000 Franken». Das Hotel wollte die Aussage nicht kommentieren. Ob es den Gästen schmeckt, ist nicht bekannt.