Das Pauschalreisegesetz verpflichtet Reiseunternehmen, die Kundengelder abzusichern, falls sie Vorauszahlungen für das Arrangement verlangen. Dafür gründete die Branche den Garantiefonds. Macht ein ihm angeschlossener Reiseverkäufer Konkurs, muss der Fonds dafür sorgen, dass Kunden entweder das Geld für ihre Pauschalreise zurückerhalten oder ihre Reise trotz des Konkurses durchführen können. Rund 450 Büros und Veranstalter sind dem Garantiefonds angeschlossen.
Seit Anfang Jahr bitten Reiseunternehmen, die dem Garantiefonds angeschlossen sind, die Kunden zur Kasse. Mit der Gebühr soll der Fonds seine Reserven erhöhen – das vorausbezahlte Geld also besser absichern. Der neue Zuschlag beträgt 2,5 Promille des Reisepreises. Bei Familien-Badeferien sind das rasch 10 bis 20 Franken. 80 Prozent des Betrags gehen an den Garantiefonds, 20 Prozent dürfen die Reisebüros behalten.
Neben dem Garantiefonds gibt es in der Reisebranche weitere Einrichtungen, die Kundengelder absichern: Swiss Travel Security (STS), Travel Professional Association (TPA) und Fair-Reisegarant. Ihnen sind knapp 300 Reisebüros angeschlossen. Planen auch sie neue Gebühren zulasten der Konsumenten? TPA und Fair-Reisegarant beantworteten die Frage nicht. Anders die STS: Sie plant aktuell laut Geschäftsführer Luc Vuilleumier «keine Erhöhung der Prämien und Gebühren». In den letzten fünf Jahren habe man Schäden von nur insgesamt 100 000 Franken decken müssen.
Reisebranche rechnet mit einer Zunahme der Konkurse
Mit der neuen Gebühr will der Garantiefonds seine Reserven von unter 4 Millionen Franken in rund zehn Jahren auf rund 40 bis 60 Millionen erhöhen. Er will also «seine Kasse füllen und gleichzeitig die Konsumenten zur Kasse bitten», schreibt das Branchenmagazin «Travel Inside». Für die Reisebüros und -veranstalter solle der Fonds nicht teurer werden.
Eigentlich dient der Garantiefonds dem Schutz der Konsumenten, wenn sie die Reise zum Voraus bezahlen müssen. Nun sollen Kunden auch noch dafür zahlen, dass ihre Gelder sicher sind. Einfacher und günstiger wäre es, auf Vorauszahlung zu verzichten.
Seit seiner Gründung vor bald 30 Jahren musste der Garantiefonds noch keine 20 Millionen Franken auszahlen. Warum will er jetzt seinen Kassenstand so massiv steigern? Geschäftsführer Marco Amos geht davon aus, dass die vorausbezahlten Kundengelder wegen des verschärften Wettbewerbs und der Branchenkonsolidierung, aber auch wegen Corona in den nächsten Jahren weniger sicher sind und der Fonds häufiger für Ausfälle einspringen muss.
An einem Branchengespräch, das auf dem Videoportal Youtube zu finden ist, wurde Amos gefragt, ob die Konsumentenorganisationen über die Neuerung informiert worden seien. Seine Antwort: Man habe sich das lange überlegt, es dann aber nicht getan: «Wir wollten keine schlafenden Hunde wecken.»