Gottfried Nussbaum lebt seit 14 Jahren in einer Schaffhauser Mietwohnung. Bei der Credit Suisse (CS) eröffnete er bei Mietantritt ein Sperrkonto mit einer Mietkaution von 2900 Franken. Das entspricht zwei Monatsmieten. Damit könnte der Vermieter etwa Schäden reparieren lassen, die Nussbaum beim Ausziehen hinterlässt.
Im November schlug ihm die CS aus heiterem Himmel vor, er könne sich dieses Geld auszahlen lassen und eine Mietkautionsversicherung abschliessen. Dies bei Swisscaution, einer Tochterfirma der Mobiliar-Versicherung. «Dieser Vorschlag der Bank hat mich verunsichert», sagt Nussbaum.
Die CS argumentierte, die Versicherung sei für Nussbaum günstig, weil er nur 30 statt 231 Franken «Einschreibegebühr» zahlen müsse. Und nachher müsse er jährlich nur 189 Franken Prämie bezahlen.
Der Mieter würde mit der Versicherung doppelt zahlen
Doch das wäre ein ganz schlechtes Geschäft für den Mieter: Die Versicherung würde zwar am Ende des Mietverhältnisses dem Vermieter die Schäden an der Wohnung bezahlen. Aber Nussbaum müsste dieses Geld Swisscaution zurückerstatten.
Das bedeutet: Nussbaum würde doppelt zahlen – Jahr für Jahr die Prämien – und am Schluss auch noch die Kosten für die Instandstellung der Wohnung.
Mietkautionsversicherungen haben nämlich mit einer Versicherung wenig zu tun. Sie ersparen den Mietern gegen eine Prämie nur das Leisten eines Mietdepots – sie zahlen aber keine Schäden.
Würde Nussbaum eine solche Versicherung abschliessen, wären die 2900 Franken Kaution nach 15 Jahren für die Versicherungsprämien verbraucht. Er hätte dann weder einen Anspruch auf Rückzahlung der Kaution noch auf Bezahlung allfälliger Reparaturen. Deshalb lehnte Nussbaum das Angebot seiner Bank ab und behielt das Geld auf seinem Sperrkonto. Nussbaum kommentiert: «Ich bin dagegen, dass die Bank den Leuten eine solche Versicherung aufdrängt.»
Credit Suisse: «Zeitlich begrenztes Spezialangebot»
saldo wollte von der CS wissen, warum sie ihren Kunden unaufgefordert ungünstige Versicherungen empfiehlt. Ihre Antwort: «Aus Sicht der Bank sind Mietkautionskonten ein Verlustgeschäft.» Trotzdem wolle sie Mietzinskonten nicht «systematisch» abbauen. Bei der Swisscaution-Aktion handle es sich um ein «zeitlich begrenztes Spezialangebot».
Die Mobiliar bestätigt die Zusammenarbeit ihrer Tochterfirma Swisscaution mit der CS beim Verkauf der Kautionsversicherungen.
Wer bereits eine solche Versicherung abgeschlossen hat, kann sie jederzeit kündigen und so Prämien sparen. Gleichzeitig sollte dem Vermieter ein Depot in der versicherten Höhe angeboten werden, damit der Mietvertrag nicht gekündigt wird.
Sinnvoll ist eine Versicherung höchstens für Mieter, die kein Depot aufbringen wollen oder können. Etwa Jungunternehmer, die grosse Räumlichkeiten mieten müssen und den entsprechend hohen zu hinterlegenden Betrag lieber in den Geschäftsaufbau investieren.