Für die Ohrenpflege braucht es keine speziellen Geräte
Zum Reinigen der Ohren sind verschiedene Geräte und Hilfsmittel auf dem Markt – etwa Ohrkerzen, Ohrenspiralen oder Wasserspritzen. Fachleute raten von deren Verwendung ab.
Inhalt
- So pflegt man Ohren schonend
saldo 19/2023
21.11.2023
Katharina Herzig
Ohrenärzte warnen seit Jahren vor Wattestäbchen. Diese können das Trommelfell verletzen. Zudem schiebt man damit den Ohrenschmalz immer tiefer ins Ohr, wodurch sich ein Pfropf bilden kann. In den letzten Jahren brachten Hersteller deshalb zahlreiche Alternativen zum Reinigen der Ohren auf den Markt. Doch auch hier mahnen Fachleute zur Vorsicht:
- Ohrenreiniger mit Aufsätzen: «Sicherer als Wattestäbchen» – so wirbt der...
Ohrenärzte warnen seit Jahren vor Wattestäbchen. Diese können das Trommelfell verletzen. Zudem schiebt man damit den Ohrenschmalz immer tiefer ins Ohr, wodurch sich ein Pfropf bilden kann. In den letzten Jahren brachten Hersteller deshalb zahlreiche Alternativen zum Reinigen der Ohren auf den Markt. Doch auch hier mahnen Fachleute zur Vorsicht:
- Ohrenreiniger mit Aufsätzen: «Sicherer als Wattestäbchen» – so wirbt der Internetshop Drogeriemarkt24.ch für den Ohrenreiniger «Ohrwaxweg». Das ist ein Stab mit einem spiralförmigen Aufsatz. Das Prinzip: Man schiebt ihn ins Ohr und dreht ihn mit den Fingern. Dank der Spirale soll Ohrenschmalz hinausbefördert werden. Tobias Kleinjung, Leiter der Hals-Nasen-Ohren-Poliklinik am Universitätsspital Zürich, rät davon ab: «Je nach Konsistenz des Ohrenschmalzes besteht die Gefahr, dass man ihn damit Richtung Trommelfell schiebt und dann ein Pfropf den Gehörgang komplett verschliesst.» Der Hersteller des Produkts, die Osiris Global Holding, schreibt, dass man von dem Produkt selbst nicht überzeugt sei und es daher nicht mehr produziere.
Gemäss Fachleuten unbrauchbar sind auch Ohrenreiniger mit anderen Aufsätzen wie etwa Schabern oder Schlingen. Einige davon saugen den Ohrenschmalz direkt ein. Manche Geräte haben sogar eine Kamera integriert, die eine Innenaufnahme des Ohrs aufs Smartphone überträgt – zum Beispiel der «Bebird Ohrenreiniger M9 S», den Brack.ch für 79 Franken verkauft.
Tobias Kleinjung sagt: «Das Hauptrisiko bei unflexiblen Geräten besteht darin, dass man mit ihnen das Trommelfell verletzt – vor allem bei ruckartigen, unerwarteten Bewegungen.» Zudem sei die Haut im Ohr empfindlich und könne bei Berührung rasch zu bluten beginnen. Brack.ch schreibt saldo, die Kamera verhindere, dass man zu tief ins Ohr vordringe. - Ohrkerzen: Drogerien verkaufen sogenannte Ohrkerzen. Das Prinzip: Man steckt die Kerze ins Ohr und zündet sie an. Der entstehende Unterdruck im Ohr soll den Ohrenschmalz nach draussen befördern. Laut dem US-Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte funktioniert das nicht. Der Verband rät in seinen Leitlinien von Ohrkerzen ab. Zudem könne man sich verbrennen und das Wachs das Ohr verstopfen.
- Ballonspritzen: Apotheken verkaufen Ballonspritzen, die das Ohr spülen. Die Spritzen haben einen runden Bauch, den man mit Wasser füllt. Vorne laufen sie spitz zu. Drückt man sie zusammen, spritzt das Wasser heraus. Doch auch das ist nicht ohne Risiko. Ohrenspezialist Kleinjung warnt: «Wenn das Trommelfell sehr dünn und schlaff ist, kann durch starken Druck beim Spülen ein Riss entstehen.» Hat das Trommelfell bereits ein Loch, könne sich das Mittelohr entzünden.
Das Unternehmen Albert Hohlkörper, das die Ballonspritzen herstellt, schreibt, dass es in der Gebrauchsanweisung über Sicherheitsmassnahmen und die korrekte Verwendung informiere. Zudem verweist das Unternehmen auf eine kanadische Übersichtsstudie, die 2020 im Fachmagazin «Journal of Primary Care and Community Health» erschienen ist: Diese komme zum Schluss, dass das Spülen der Ohren zu Hause eine Alternative zum Reinigen beim Arzt sein kann. Die Autoren weisen aber auch auf Risiken hin.
Ohrenschmalz gelangt meist von selbst nach draussen
Die meisten Ärzte raten grundsätzlich davon ab, selbst zu versuchen, Ohrenschmalz zu entfernen. Durch das Bewegen des Kiefers beim Kauen und weil die Haut in den Ohren von innen nach aussen wächst, gelangt Ohrenschmalz in der Regel von selbst nach draussen.
Ein verstopftes Ohr sollte man vom Arzt reinigen lassen. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagt: «Zuerst muss man ins Ohr schauen, um zu sehen, ob das Trommelfell intakt ist, wie der Ohrenschmalz aussieht und wie der äussere Ohrgang gewölbt ist.» Erst danach spüle der Arzt die Ohren mit professionellen Geräten – und zwar mit dem nötigen Wissen, «wie stark der Wasserstrahl sein darf und wohin man zielen muss».
So pflegt man Ohren schonend
- Lassen Sie beim Duschen etwas körperwarmes Wasser ins Ohr tropfen. Tupfen Sie das Wasser und den Ohrenschmalz danach am äusseren Gehörgang mit einem Kosmetiktuch ab.
- Führen Sie keine Gegenstände in die Ohren ein.
- Sind die Ohren oft und stark verstopft, hilft eine Reinigung durch den Arzt.