Eine Billion Franken sind tausend Milliarden Franken, eine Zahl mit zwölf Nullen. Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat einen anschaulichen Vergleich für diese enorme Geldsumme: «Rechnet man mit einem Einfamilienhauspreis von einer Million Franken, dann reicht eine Billion aus, um alle 974 000 Einfamilienhäuser in der Schweiz zu finanzieren.»
Der Anlass zur Freude beim Bundesamt war die Gesamtrechnung der Sozialversicherungen für das Jahr 2016. Die Einnahmen lagen 17 Milliarden Franken über den Ausgaben. Zusammen mit den Kapitalerträgen nahm das Vermögen um 40 Milliarden Franken zu. Laut Bundesamt erreichte es «den grössten je verzeichneten Wert». In der Rechnung der Sozialversicherungen sind AHV, IV, EO, Pensionskassen, Kranken- und Unfallversicherungen und die Arbeitslosenkasse enthalten.
Die definitiven Zahlen aller Kassen für letztes Jahr liegen noch nicht vor. Klar ist aber jetzt schon: Der Aufwärtstrend setzte sich fort. Das gilt auch für das Jahr 2018.
«In der Schweiz herrscht Hochkonjunktur»
Die guten Zahlen haben viel mit der positiven Entwicklung der Schweizer Wirtschaft zu tun. Das sonst zurückhaltende Staatssekretariat für Wirtschaft Seco schwärmt: «In der Schweiz herrscht Hochkonjunktur.» Der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr in der Schweiz hergestellt werden, ist über mehrere Quartale stark gewachsen. Besonders schwungvoll hat sich die Industrie entwickelt. Deren Kapazitäten sind mittlerweile so stark ausgelastet wie zuletzt 2011. Und die Auftragsbücher sind weiterhin gut gefüllt. Auch im Dienstleistungssektor wird insgesamt von einer sehr guten Geschäftslage berichtet.
Hohes Wirtschaftwachstum auch in diesem Jahr
Daher prognostiziert die Seco-Expertengruppe für das Jahr 2018 ein sehr starkes Wachstum von 2,9 Prozent – noch im Juni lag die Erwartung bei 2,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren legte die Wirtschaft mit 1,4 Prozent nur rund halb so stark zu.
Mit dem Wachstum geht ein Anstieg der Beschäftigung einher. Im dritten Quartal 2018 wies die Schweiz total 5,07 Millionen Beschäftigte auf. Im Vergleich zur gleichen Periode des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung um 1,6 Prozent.
Gemäss den Seco-Zahlen waren Ende Oktober lediglich 107 315 Menschen bei den regionalen Arbeitsvermittlungszentren eingeschrieben – das sind 27 485 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt bei tiefen 2,4 Prozent. Schliesslich steigen auch die Löhne. Die Angestellten von Betrieben mit Gesamtarbeitsverträgen etwa erhielten im laufenden Jahr durchschnittlich 0,9 Prozent mehr Lohn.
Zügiger Schuldenabbau bei Arbeitslosenkasse und IV
Von diesen erfreulichen Zahlen profitieren die Sozialversicherungen. Mehr Beschäftigte und höhere Löhne bedeuten nämlich auch höhere Prämieneinnahmen.
Die einzigen Sozialversicherungen mit Schulden sind aktuell noch die Arbeitslosenkasse und die IV. Doch beide können die Schulden laufend abbauen: Für 2018 rechnet das Seco bei der Arbeitslosenversicherung mit einem Einnahmenüberschuss von 1,13 Milliarden. Dann wäre die Kasse wieder in den schwarzen Zahlen. Auch die IV konnte letztes Jahr ihre Schulden um 1,1 Milliarden abbauen. Ende 2017 beliefen sie sich noch auf 5,3 Milliarden Franken.
Suva hat einen Deckungsgrad von über 140 Prozent
Das ist kein Grund zur Beunruhigung: Die Unfallversicherungen verfügten Ende 2017 über ein Kapital von mehr als 53 Milliarden Franken, die AHV von gut 45 Milliarden, die Erwerbsersatzordnung von gut 1 Milliarde Franken. Und die Krankenkassen hatten Ende 2016 ein Kapital von 12 Milliarden Franken. Am meisten Geld liegt in der 2. Säule auf der hohen Kante: gut 1 Billion Franken (saldo 9/2018).
Ein sehr dickes Kapitalpolster hat die Unfallversicherung Suva. Ihr Deckungsgrad beträgt über 140 Prozent. Das heisst: Die Suva hat 40 Prozent mehr Geld, als sie für sämtliche Leistungen an die Versicherten braucht. Jetzt hat Felix Weber, Vorsitzender der Suva-Geschäftsleitung, gehandelt: Nächstes Jahr sinken die Prämien um 15 Prozent. Die versicherten Betriebe müssen 520 Millionen weniger Prämien zahlen. «Dank ausserordentlicher Anlageerträge können wir den Werkplatz Schweiz mit einer substanziellen Prämienreduktion unterstützen», freut sich Weber.
Sinkende Prämien bedeuten weniger Lohnabzüge. Die goldenen Jahre der Sozialversicherungen sind nächstes Jahr also auch im Portemonnaie zu spüren.