Bis vor zehn Jahren galten in der Schweiz für Bücher Fixpreise. Dann hob der Bundesrat die Buchpreisbindung auf. Christian Knecht, Inhaber der Evangelischen Buchhandlung in Winterthur, befürchtete damals in der Zeitung «Landbote», dass sein Geschäft nicht mehr konkurrenzfähig sein werde. Die damalige Zürcher SP-Nationalrätin Vreni Müller-Hemmi schrieb im «Tages-Anzeiger» empört: «Das Buch ist ein Kulturgut, keine Wurst.» Martin Ebel, Literaturchef des «Tages-Anzeigers», sah den Konsumenten als Verlierer. Wer nicht nur Bestseller kaufe, lege künftig «im Durchschnitt mehr Franken auf den Tisch als bisher».
Heute zeigt sich: alles falsch. Die Evangelische Buchhandlung gibts noch immer. Und der Konsument zahlt nicht mehr, sondern weniger. Gemäss dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband waren im letzten Jahr Bücher um 18,4 Prozent günstiger im Vergleich zum Jahr 2008. Das ist vor allem eine Folge des starken Frankens. 80 Prozent der in der Deutschschweiz gekauften Bücher kommen aus Deutschland.
Zahl der Neuerscheinungen ist gestiegen
Im Jahr 2008 zählte der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband «gut 200 Verlage». Aktuell sind es 205 – also etwa gleich viele. Apropos Wurst: 2005 zählte der Schweizer Fleisch-Fachverband 1458 Mitglieder, im letzten Jahr waren es noch 1024.
Jedes vierte Buch über Onlinehändler verkauft
Die Schweizer Buchhändler verkauften laut ihrem Verband im Jahr 2016 in der Deutschschweiz rund 15 Millionen Bücher. Für das Jahr 2012 zählte der Verband rund 20 Millionen verkaufte Bücher. Unklar ist, wie viele Bücher die Schweizer im Ausland einkauften – vor allem über Amazon.de. Der Verband schätzt, dass jedes vierte verkaufte Buch in der Schweiz über Onlinehändler gekauft wurde. Aus diesem Grund ist wahrscheinlich, dass die Anzahl insgesamt an Schweizer verkaufter Bücher stabil geblieben ist.
Gesichert ist die Zahl der Neuerscheinungen. 2016 erschienen in der Schweiz 11 134 verschiedene Titel, also mehr als im Jahr 1996 mit insgesamt 10 896 Titeln.
Von 2005 bis 2014 sank die Zahl der Buchhandlungen in der Schweiz laut dem Bundesamt für Statistik von 599 auf 530, ein Rückgang von rund 10 Prozent. Grund dafür war nicht der Wegfall der Buchpreisbindung, sondern das veränderte Einkaufsverhalten. Nicht zuletzt Grosskunden wie Schulen und Bibliotheken bestellen nicht mehr beim Buchhändler vor Ort, sondern bei Internethändlern wie Amazon.