Ernst Marbach (Name geändert) aus dem aargauischen Hellikon ist 58-jährig und verheiratet. Er musste kürzlich sein Arbeitspensum auf 80 Prozent reduzieren. Aufgrund der Einkommenseinbusse verzichtete er auf die geplante Frühpensionierung.
Immerhin: Sein Haus ist nur mit einer kleinen Hypothek belastet und er besitzt ein Wertschriftendepot. Die damit erzielten Erträge leisten einen Beitrag zu seinen Lebenshaltungskosten – auch nach der Pensionierung. Er wollte nicht alle Eier in denselben Korb legen und investierte sein Vermögen von 30 000 Franken in zwei verschiedene Fonds: den Postfinance Fonds Suisse und den Raiffeisen Index Fonds SPI. Er glaubte, die Risiken gut verteilt zu haben. Doch er täuschte sich: Die Anlagen der beiden Fonds überschneiden sich stark.
Unterschiedlicher Name, fast gleicher Inhalt
Der Postfinance-Fonds (Valor 1321157) kopiert weitgehend den Inhalt des Swiss Performance Index (SPI). Dieser Index fasst 220 Schweizer Aktien zusammen. Der Fonds investiert gut die Hälfte des Vermögens in Aktien der drei Konzerne Nestlé (22 Prozent), Roche (17 Prozent), Novartis (14 Prozent). Danach folgen weitere Grossunternehmen wie Zurich, UBS, ABB, Lonza, Richemont, Alcon, Givaudan und Swiss Re. Deren Anteile bewegen sich je zwischen 1,8 und 3,4 Prozent.Auch der Raiffeisen-Fonds (Valor 12092756) setzt auf die Aktien des Swiss Performance Index. Das bedeutet: Marbach hat seine 30 000 Franken in zwei verschiedene Fonds investiert, ohne die Anlagerisiken breiter zu streuen. Unterschiedlich sind aber die Kosten: Beim Kauf des Fonds von Postfinance musste Marbach 0,5 Prozent der Summe als Ausgabeaufschlag zahlen. Die jährliche Gesamtkostenquote (TER) beträgt 0,59 Prozent der angelegten Summe.
Günstiger sind die jährlichen Kosten des Raiffeisen-Fonds (0,42 Prozent). Das ist aber immer noch relativ viel für einen Fonds, der einen Index abbildet und nicht aktiv von einem Fondsmanager verwaltet wird. Ausserdem zahlte Marbach 1 Prozent der Kaufsumme als Kommission. Derselbe Fonds von iShares (Valor 23793565) zum Beispiel schlägt mit laufenden Gesamtkosten von nur 0,1 Prozent zu Buche.
Ernst Marbach könnte Spesen sparen, wenn er den teureren der beiden Fonds verkauft und die ganzen 30 000 Franken in das Raiffeisenprodukt investiert. Er könnte auch das Börsenrisiko etwas breiter streuen, indem er in einen Fonds mit mittelgrossen Schweizer Firmen investiert. Aktien von Unternehmen aus den verschiedensten Branchen befinden sich etwa im Fonds UBS ETF SMIM (Valor 11176253). Dieser setzt auf die Aktien von Partners Group (Finanz), Lindt & Sprüngli (Süsswaren), Schindler (Aufzüge), Sonova (Hörgeräte), Julius Bär (Private Banking), Temenos (Software), Straumann (Zahnimplantate), Logitech (Computerzubehör), Kühne + Nagel (Logistik), Swiss Prime Site (Immobilien) sowie 20 weiteren Unternehmen. Die jährliche Gesamtkostenquote beträgt 0,25 Prozent der Anlagesumme. Beim ETF-Kauf fällt kein Ausgabeaufschlag an.
Eine noch grössere Risikostreuung bringt ein Fonds mit ausländischen Aktien. Etwa der iShares Core S & P 500 ETF (Valor 10737041). Mit jährlichen Kosten von 0,07 Prozent zählt er zu den günstigsten Fonds. Beim S & P 500 (Standard & Poor’s 500) handelt es sich um einen Aktienindex, der die Papiere der 500 grössten börsennotierten US-Unternehmen umfasst. Die gewichtigsten Aktien (Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet/Google, Facebook) machen in diesem Index einen Fünftel aus. Sie können den Schweizer Fonds mit den dominanten Nahrungsmittel- und Pharma-Schwergewichten gut ergänzen.
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