Der Transport von Lebensmitteln per Flugzeug schadet der Umwelt viel stärker als die Beförderung auf dem Land- oder dem Seeweg. Das ist auch den Grossverteilern bewusst. So schreibt die Migros auf ihrer Internetseite: «Pro geladene Frucht verursacht ein Containerschiff bis zu 80 Mal weniger CO2 als ein Flugzeug.» Und Coop bezeichnet Flugtransporte als «besonders schädlich». Beide Grossverteiler versprechen, sie würden sich für Klimaschutz engagieren.
Pro Jahr werden bis zu 15'000 Tonnen Fleisch, Fisch, Gemüse und Früchte in die Schweiz geflogen. Das verursacht gemäss Bundesamt für Umwelt total 220'000 Tonnen CO2 pro Jahr. Der Anteil von Flugware an den Importen beträgt bei Fisch ungefähr 4 Prozent, bei Fleisch 2 bis 3 Prozent, bei Früchten und Gemüse unter 1 Prozent.
Detailhandel will keine Deklarationspflicht
Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates verlangt, dass Lufttransporte in Zukunft auf Produkten deklariert werden müssen. Das soll es laut Kommission den Konsumenten ermöglichen, ihre Einkäufe «nachhaltiger zu gestalten».
Die Detailhändler sträuben sich trotz ihres Bekenntnisses zum Klimaschutz gegen eine Deklarationspflicht. Coop und Migros lehnen sie in der Vernehmlassung zum neuen Lebensmittelgesetz ab. Ihr Branchenverband, die IG Detailhandel, schreibt saldo: «Weil unsere Nachbarländer keine solche Deklarationspflicht kennen, könnten neue Handelshemmnisse entstehen.» Eine freiwillige Deklaration reiche aus.
Coop und Migros begründen ihre Flugtransporte gegenüber saldo mit der «Qualität» der Frischwaren. Mangos etwa könnten «dank dem zeitsparenden Flug länger im Ursprungsland reifen und damit geschmacklich einen Mehrwert bieten», schreibt die Migros.
Coop und Migros bieten Alternativen zu Flugwaren
Eine saldo-Stichprobe von Ende Februar in Läden von Coop und Migros zeigt: Neben den Flugwaren waren stets Produktvarianten erhältlich, die auf dem See- oder dem Landweg in die Schweiz kamen. Statt Flug-Spargeln aus Mexiko gab es beispielsweise Spargeln aus Spanien und neben Flug-Lammfleisch aus Neuseeland oder Australien solches aus Grossbritannien.
Laut eigenen Angaben deklarieren Coop und Migros Flugtransporte bei Frischprodukten freiwillig. Coop druckt ein Flugzeugsymbol auf die Verpackung, die Migros meist den Vermerk «By Air». Die Kennzeichnung auf den Verpackungen ist allerdings zum Teil kaum lesbar.
Umweltfreundlicher sind die Discounter Aldi und Lidl. Sie verzichten laut eigenen Angaben auf Flugtransporte. Produkte mit dem Label Bio-Knospe dürfen ebenfalls nicht eingeflogen werden.
Per Flugzeug in die Schweiz
Coop und Migros deklarieren Flugtransporte bei Frischprodukten nach eigenen Angaben freiwillig. Bei einer saldo-Stichprobe in Filialen der Grossverteiler galt das für folgende Produkte:
- Coop und Migros: Basilikum (Israel), Mango (Peru), Grünspargeln (Mexiko)
- Coop: Baby-Bananen (Kolumbien), Lammfilet (Australien), Rindsfilet (Argentinien)
- Migros: Lammhuft (Neuseeland), Rindsfilet (Uruguay)