Comfort Saving», «Balance Invest» oder «Protect Plan» – hinter diesen Namen verbergen sich Lebensversicherungen. Sie sind ein Mix aus einer Geldanlage und einer Todesfallversicherung. Oft kommt noch eine Versicherung gegen Erwerbsunfähigkeit hinzu. Sie zahlt eine Rente, falls der Versicherte wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr erwerbstätig sein kann.
Solche Policen sind beliebt – bei den Versicherern. Denn sie und ihre Angestellten verdienen gut an hohen Gebühren und Provisionen.
Doch je höher die Kosten, desto kleiner ist der Anteil der Prämie, der von der Versicherung angelegt wird. Bei den oft bis zu 30 Jahre lang laufenden Verträgen schmälert das den Ertrag für die Kunden deutlich.
Beispiel: Ein Kunde schliesst die Lebensversicherung «Comfort Saving» der Allianz Schweiz ab. Er wählt eine monatliche Prämie von 250 Franken. Die Laufzeit beträgt 30 Jahre. In der Offerte steht, dass von den 3000 Franken Jahresprämie 2148 Franken in den Sparteil fliessen. Die garantierte Summe zum Laufzeitende beträgt gemäss Offerte 55 141 Franken. Der Versicherte zahlt aber über die Laufzeit von 30 Jahren total 64 440 Franken an Prämien in die Sparversicherung ein – 9299 Franken mehr als die garantierte Auszahlung.
9299 Franken: Das ist die Summe, welche die Allianz als Kosten für Verwaltung, Provisionen und Risikoversicherung kassiert – total 14,4 Prozent. Diese Zahl steht nicht in der Offerte. Das Versicherungsvertragsgesetz verlangt keine Transparenz. Kunden sparen im Blindflug.
Deutschland: Kunden erhalten detaillierte Informationen
Anders in Deutschland: saldo hat dort bei drei Versicherern Angebote für Spar-Policen eingeholt: Allianz Deutschland, HUK Coburg und Hannoversche Leben. Ein Vergleich mit den Schweizer Offerten von Allianz Schweiz, Axa Winterthur, Helvetia und Zürich Versicherung zeigt, dass deutsche Kunden deutlich bessergestellt sind. Die Offerten der deutschen Versicherungen enthalten ein detailliertes Informationsblatt. Dort findet man sämtliche Kosten, geordnet nach Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten.
Beispiel HUK Coburg: Bei einer Gesamtprämie von 90 000 Euro betragen die Abschluss- und Vertriebskosten
1537 Euro und die Verwaltungskosten 6453 Euro. Das sind total 7990 Euro oder 8,88 Prozent der Gesamtprämie. HUK Coburg weist darüber hinaus ausdrücklich darauf hin, dass zu den Abschluss- und Vertriebskosten auch die Provision des Vermittlers gehört. In Deutschland verpflichtet das Gesetz die Unternehmen zu dieser Offenheit.
Nicht so in der Schweiz: Im Rahmen einer 2011 geplanten Totalrevision des Versicherungsvertragsgesetzes beantragte zwar der Bundesrat auch eine Offenlegung der Kosten. Der Mehrheit im Parlament ging das Anliegen der Kunden zu weit. Sie folgte dem Standpunkt der Versicherungsbranche: Die Revision sei zu teuer, zu kompliziert und zu wettbewerbsschädlich. Das Parlament lehnte die Revision deshalb ab.
Auch Kunden können die Konsequenzen ziehen und den Verkäufern solcher Produkte antworten: zu teuer, zu intransparent und zu wenig konsumentenfreundlich.
Tipps zu Lebensversicherungen
Die Kombination aus Versicherungsschutz und Geldanlage ist teuer. Schliessen Sie besser eine Risikoversicherung gegen Erwerbsunfähigkeit und Todesfall ab – und sparen Sie via Bank, etwa mit einem ETF-Sparplan.
Lassen Sie sich nicht von hohen Überschussprognosen blenden. Diese sind nicht garantiert. Achten Sie bei der Beurteilung von Offerten nur auf die Höhe der Prämien und der garantierten Leistungen.
Überlegen Sie gut, ob Sie den Vertrag auch über die meist sehr lange Vertragsdauer erfüllen können. Denn wer vorzeitig kündigt, erhält in den ersten Jahren meist nur geringe Rückkaufswerte.