Inhalt
Ein saldo-Leser schloss im Februar 2008 einen Vermögensverwaltungsvertrag ab. Er investierte 200 000 Franken – je zur Hälfte in Aktien und Obligationen. Ein Grund für die Wahl der Anlage war eine Grafik, die ihm die Bank vorgelegt hatte. Sie zeigte die wunderbare Rendite eines solchen Mandats in den vorangegangenen vier Jahren: Von Anfang 2004 bis Ende 2007 war eine Wertvermehrung von 25 Prozent zu sehen. Das macht im Durchschnitt fast 6 Prozent pro Jahr.
Die Grafik war eine reine Manipulation. Die Bank beschränkte sich auf eine relativ kurze Zeitperiode, während der es auf den Finanzmärkten bestens lief. Hätte die Bank auch noch die Jahre 2000 bis 2003 hinzugenommen, wäre ein ganz anderes Bild entstanden. Denn Mitte 2000 setzte ein Börsencrash ein, der bis Anfang 2003 nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit etwa die Hälfte der Aktienwerte vernichtete. Der Crash setzte sämtlichen Depots und Fonds mit einem beträchtlichem Aktienanteil schwer zu.
Nicht nur Banken, auch Versicherungen gehen ausschliesslich mit Grafiken auf Kundenfang, die insgesamt immer ein optimistisches Bild mit einer schönen Wertvermehrung zeichnen. Mit Verlusten nach einer Börsenbaisse enden sie nie. Deshalb sollten sich Anleger von solchen Grafiken nicht blenden lassen. Und stattdessen das Kleingedruckte ernst nehmen. Dort heisst es jeweils sinngemäss: Es könnte durchaus auch anders herauskommen – wie beim eingangs erwähnten saldo-Leser. Achteinhalb Jahre nach seiner Investition von 200 000 Franken ist diese fast 10 Prozent im Minus.
Kommentare zu diesem Artikel
Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar hinzuzufügen
Sind Sie bereits Abonnent, dann melden Sie sich bitte an.
Nichtabonnenten können sich kostenlos registrieren.
Besten Dank für Ihre Registration
Sie erhalten eine E-Mail mit einem Link zur Bestätigung Ihrer Registration.
Keine Kommentare vorhanden