Filmtipp: Chemiecocktail im Wasser
Chemikalien vergiften Flüsse und Seen und schaden der Gesundheit. Ein Dokumentarfilm zeigt: Die aktuellen Grenzwerte schützen wenig.
Inhalt
saldo 04/2015
04.03.2015
Marc Mair-Noack
Die meisten Medikamente landen früher oder später im Abwasser. Wer ein Antibiotika einnimmt, scheidet 70 Prozent davon wieder aus. Vom Grippemittel Tamiflu sind es sogar bis zu 90 Prozent. Auch durch die Landwirtschaft gelangen riesige Mengen von Pestiziden ins Grundwasser. Selbst Kosmetika landen in der Kanalisation. Dazu kommen die Abwässer der chemischen Industrie. Kläranlagen filtern nur einen Teil heraus. Die Dokumentation «Chemie im Wasser» zeigt, wi...
Die meisten Medikamente landen früher oder später im Abwasser. Wer ein Antibiotika einnimmt, scheidet 70 Prozent davon wieder aus. Vom Grippemittel Tamiflu sind es sogar bis zu 90 Prozent. Auch durch die Landwirtschaft gelangen riesige Mengen von Pestiziden ins Grundwasser. Selbst Kosmetika landen in der Kanalisation. Dazu kommen die Abwässer der chemischen Industrie. Kläranlagen filtern nur einen Teil heraus. Die Dokumentation «Chemie im Wasser» zeigt, wie stark die Abwässer chemisch belastet sind.
Ein Blick nach Südindien zeigt schaumige Flüsse in der Nähe einer Kläranlage. Tiere liegen tot am Ufer. Recherchen der Filmemacher zeigen, dass auch europäische Pharmafirmen dort produzieren. Der Verband der europäischen Pharmaindustrie schweigt dazu.
Die Gewässer in Südindien zählen zu den am stärksten vergifteten Gebieten der Welt. Auch die Anwohner leiden. Viele Kinder sind seit Geburt schwerstbehindert. Vergiftete Gewässer sind zudem ein idealer Nährboden für antibiotikaresistente Keime. Diese können sich über die ganze Welt verbreiten.
Europäische Gewässer werden so gut kontrolliert wie keine anderen auf der Welt. Dennoch sind die Kontrollen aus Sicht der interviewten Experten mangelhaft. Beispiel: Die Wirkung von giftigen Substanzen testen die Kontrolleure an Wasserflöhen. Leben die Tiere nach zwei Tagen noch, gilt die Substanz als nicht giftig. In der Realität kommen die Tiere aber monatelang mit den Stoffen in Berührung.
Auch die Grenzwerte sind zweifelhaft. Einige chemischen Substanzen wirken in kleinen Dosen stärker als in grossen. Zudem ist es oft erst die Kombination von mehreren Stoffen, die eine gefährliche Wirkung erzeugt. Forscher testen immerhin neue Verfahren, um solche Stoffe besser aus dem Abwasser zu filtern. Der Film ist zu sehen unter www.youtube.com/watch?v=Iph5g71YWsU.
«Chemie im Wasser – die unsichtbare Bedrohung», ein Film von Peter Podjavorsek, Deutschland, 52 Min., Arte.