Microsoft hat kürzlich die Abschaffung der Privatsphäre angekündigt. Die neuen Windows-Computer des US-Konzerns werden alle fünf Sekunden ein Bildschirmfoto erstellen. Das Programm «Recall» (Deutsch: Erinnerung) zeichnet alles auf, was Benutzer auf dem Bildschirm sehen: etwa private Fotos, vertrauliche Nachrichten, Arztberichte, Steuererklärungen, Kreditkartennummern oder E-Banking-Konten. Auch Passwörter werden fotografiert, wenn sie bei der Eingabe sichtbar sind und nicht bloss als Punkte dargestellt werden.
Die Bildschirmfotos werden mindestens drei Monate gespeichert, wofür Microsoft auf dem Computer automatisch 25 Gigabyte oder mehr blockiert – das ist genug Speicherplatz für 25 Stunden Film in hoher Qualität. Auf das riesige Archiv mit sensiblen Informationen kann jeder zugreifen, der sich in den Computer einloggt: seien es Familienmitglieder, IT-Administratoren im Büro oder auch Strafverfolgungsbehörden. Das Archiv ist für Hacker ebenfalls wertvoll, die über das Internet die Daten holen und Passwörter für das E-Banking missbrauchen könnten.
Computer mit «Recall» kommen am 18. Juni in die Läden
Microsoft preist «Recall» als praktisch für die Benutzer an. Der Konzern verspricht: Eine sogenannte «künstliche Intelligenz» (KI) – also ein selbstlernendes Computerprogramm – werde die gespeicherten Bildschirmfotos analysieren, damit Benutzer vergessene Informationen wiederfinden könnten. Wer zum Beispiel «Ziegenkäse-Pizza» eingebe, soll ein Pizzarezept finden, das er vor Wochen beim Stöbern gesehen hat. Wie gut das tatsächlich funktioniert, ist zurzeit allerdings noch unklar. Klar ist hingegen: Die Benutzer testen und «trainieren» die neue Software von Microsoft.
Die neue Funktion ist standardmässig aktiviert
Microsofts Überwachungssoftware «Recall» wird auf neuen PCs, Tablets und Laptops ab dem 18. Juni verkauft – und dort automatisch aktiviert sein. Vorerst kommt sie auf Microsoft-Surface-Geräten sowie auf einigen Computern von Acer, Asus, Dell, HP und Lenovo zum Einsatz. Diese sind mit «Copilot+ PC» beschrieben. Auch die Schweizer Internetshops Brack.ch und Galaxus.ch kennzeichnen die neuen Geräte mit «Copilot+ PC». Wer solche Computer kauft, kann die Funktion aber ausschalten, damit er nicht ständig bespitzelt wird.
Update: Microsoft hat nach breiter Kritik einen Rückzieher gemacht. Man wolle Recall erst im «Windows Insider Programm» testen, um Rückmeldungen aufzunehmen. In diesem Programm melden sich Enthusiasten an, die Windows-Programm testen wollen. Erst später will Microsoft das Spionage-Tool auf alle «Copilot+ PCs» bringen.
So verhindern Sie die Überwachung
- Recall ausschalten: Windows-Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Rückruf & Momentaufnahmen > hier «Schnappschüsse speichern» ausschalten.
- Recall-Fotos löschen: Windows-Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Rückruf & Momentaufnahmen > hier unter «Momentaufnahme löschen» «alle löschen» auswählen oder einen Zeitraum zwischen 24 Stunden und 30 Tagen.
- Wer Recall dennoch anwenden will, sollte heikle Internetseiten wie E-Banking oder Apps wie Whatsapp von Recall ausschliessen.
- So gehts: Windows-Einstellungen > Datenschutz & Sicherheit > Rückruf & Momentaufnahmen > nun kann man Apps und Internetseiten zur «Filterliste» hinzufügen. Achtung: die Internetseitenfilterung funktioniert nur mit Edge, Firefox, Opera, Google Chrome und mit Chromiumbasierten Browsern.