Über die Hälfte der US-Amerikaner zweifelt daran, dass der Mensch mitschuldig ist an der Klima­veränderung. Das liegt zu ­einem grossen Teil an Pseudowissenschaftern aus den USA, die gesicherte Erkenntnisse medienwirksam in Zweifel ziehen – und das seit Jahrzehnten. Immer wieder schwappen ihre Botschaften auch nach Europa. Der Film «Merchants of Doubt» zeigt, wie die angeblichen Experten agieren und was sie ­antreibt. 

Manchmal handeln sie aus rein ideologischen Gründen. Umweltschützer sind für sie verdeckte Kommunisten und linke Verschwörer. Oft geht es auch ums Geld: So schilderte ein Arzt zahlreiche Erlebnisse mit Babys, die bei Wohnungsbränden ums Leben gekommen seien. Der Einsatz von Brandschutzmitteln in Möbeln wurde daraufhin in den USA gesetzlich festgeschrieben. Später kam heraus: Der Arzt stand auf der Lohnliste der Brandschutzmittelhersteller. Seine Geschichten waren frei erfunden.

Ein anderes Beispiel: Die Tabakindustrie leugnete jahrzehntelang, dass Rauchen der Gesundheit schadet. In den letzten Jahren wechselten die Tabakmultis die Strategie. Nun säen sie mit Hilfe vermeintlicher ­Experten Zweifel an den Resultaten der entsprechenden wissenschaftlichen Studien. 

Der Film des US-amerikanischen Regisseurs Robert Kenner dokumentiert eindrücklich, wie Firmen und mit ihnen verbandelte Wis­­senschafter die Bevölkerung systematisch hintergehen. Interviews zeigen, wie skrupellos und aggressiv sie vorgehen. Zum Beispiel machen sie E-Mail-Adres­sen von Klimaforschern öffentlich. Die Folge: Bürger schicken ihnen Hassbotschaften.

«Merchants of Doubt.» Ein Film von Robert Kenner. USA 2014, 96 min. Sony Pictures 2015.