Kein Medikament kann Alzheimer heilen. Das nutzen Hersteller von Nahrungsmitteln aus. Kürzlich brachte die Danone-Tochter Nutricia den Drink «Souvenaid» auf den Markt. Damit lasse sich Alzheimer im Frühstadium behandeln, behauptet der Hersteller.
Der Milchdrink ist angereichert mit Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen. Die Tagesdosis von 1,25 Deziliter kostet rund Fr. 7.50. Der Hersteller empfiehlt, das Präparat im Frühstadium der Krankheit täglich über längere Zeit einzunehmen. Das kostet pro Jahr über 7200 Franken.
Angst vor Krankheit beflügelt den Markt der Spezialnahrung
Experten raten von solchen Drinks ab. Es sei zwar bekannt, dass die Ernährung einen Einfluss auf Alzheimer haben könne, sagt Ansgar Felbecker, Oberarzt Neurologie am Kantonsspital St. Gallen, «aber es ist noch nicht ausreichend untersucht, welche Nahrungsbestandteile eine Rolle spielen». Es gebe keine unabhängigen Studien, die belegten, dass diese Produkte wirken. «Der Preis solcher Produkte ist hoch und der Nutzen nicht nachgewiesen», sagt Felbecker.
Gleicher Meinung ist Susanne Bandi von der Schweizerischen Alzheimer-Vereinigung. «Alzheimer ist eine Krankheit, die Angst macht.» Entsprechend gross sei der Markt für Produkte, die viel versprechen. Unbestritten ist: Viele Menschen mit Demenz sind mangelhaft ernährt. Sie sind teilweise sehr aktiv, vergessen aber zu essen. Auch im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit ist eine angepasste Ernährung wichtig. Für Fachleute steht die Mittelmeerkost im Vordergrund (siehe Kasten). Sie ist ausgewogen und enthält viel Gemüse und gesunde Fette.
Brigitta Melliger-Keusen vom Domicil Kompetenzzentrum Demenz Oberried in Belp BE achtet bei den Bewohnerinnen und Bewohnern «auf eine möglichst natürliche und ausgewogene Ernährung». Wenn die Wundheilung gestört ist, bei Mangelerscheinungen oder chronisch entzündlichen Krankheiten setzt das Zentrum auch Ergänzungsnahrung ein mit vielen Kalorien und Eiweiss. Fertigprodukte mit Omega-3-Fettsäuren sind keine dabei.
Nutricia sagt, drei klinische Studien zu Souvenaid finanziert zu haben. Zwei davon habe das Rush Alzheimer Center in den USA unabhängig geprüft. Ausserdem stelle die EU im März eine unabhängige Studie zum Einfluss spezieller Omega-3-Fettsäuren im sehr frühen Stadium von Alzheimer vor.
Zum hohen Preis von Souvenaid schreibt die Firma, dass sie in Forschung und Entwicklung sowie in die klinischen Studien viel investiert habe.
Ernährungstipps für Alzheimerpatienten
- Essen Sie jeden Tag mindestens einen halben Teller Gemüse. Es enthält viele Vitamine und andere Schutzstoffe.
- Essen Sie zwei bis drei Mal in der Woche fetten Fisch wie Makrele, Lachs oder Thunfisch. Sie enthalten viel Omega-3-Fettsäuren.
- Ergänzen Sie Ihre Ernährung mit Hülsenfrüchten: Linsen, Kichererbsen oder Bohnen. Sie enthalten viele gesunde Ballaststoffe.
- Nehmen Sie zum Kochen Olivenöl statt Butter oder tierische Fette.
- Essen Sie selten Fleisch vom Rind, Schwein, Schaf.
- Trinken Sie jeden Tag anderthalb bis zwei Liter Wasser.
- Trinken Sie regelmässig eine Tasse Grüntee.