Flugpreise schwanken je nach Kaufzeitpunkt um bis zu mehrere Hundert Franken. Günstige Preise findet am ehesten, wer früh und nicht am Wochenende bucht (saldo 5/2014). Doch welchen Einfluss hat das benutzte Gerät auf den Preis?
saldo hat am 4. Juni über die Reiseplattform Booking.com und über die Automietplattform Rentalcars.com die Preise für zehn verschiedene Pauschalreisen und vier Automieten abgefragt. Die Preiserhebung führten saldo-Tester gleichzeitig an drei verschiedenen Standorten und mit acht verschiedenen Geräten durch, unter anderem mit einem Windows-PC, einem Mac, einem Android-Handy und einem iPhone.
16 Prozent Ersparnis je nach Gerät
Resultat: Je nach Gerät und Ort der Abfrage ergaben sich zum Teil erhebliche Preisunterschiede. Vier Beispiele:
Eine Woche Ferien für zwei Erwachsene und zwei Kinder im Hotel Playasol San Remo auf Ibiza vom 20. bis 27. Juli kostete bei einer Buchung mit dem Android-Handy und dem PC in Luzern 3155 Franken. Zum gleichen Zeitpunkt in Zürich mit dem iPhone gebucht, ergab sich ein Preis von 2761 Franken. Das sind 394 Franken oder 12 Prozent weniger.
Für die gleiche Woche im Hotel Los Principes Playa del Muro in Alcudia auf Mallorca zahlt die vierköpfige Familie, über einen PC in Luzern und in Zürich gebucht, 3550 Franken. Gebucht mit einem iPhone in Zürich, waren es 3206 Franken. Das macht eine Ersparnis von 344 Franken, fast 10 Prozent.
Das Hotel Ten Manchester Street in London vom 28. bis 30. Juni kostete, gebucht in Zürich über das iPhone und einen Mac, für zwei Erwachsene 670 Franken. Gebucht in Luzern mit Android-Handy und PC, betrug der Preis 562 Franken – 108 Franken oder 16 Prozent weniger.
Das gleiche Bild bei den Mietautos: Ein Renault Symbol vom 30. Juni bis 14. Juli im türkischen Antalya kostete 561 Franken (iPhone und PC in Zürich, Android-Handy und PC in Luzern). Mit einem Mac in Zürich waren es 507 Franken. Das ist ein Minus von 54 Franken.
Fazit: Sparfüchse sollten Offerten für Reisen oder Mietwagen über verschiedene Geräte einholen – und falls möglich auch von verschiedenen Orten aus.
Preise werden an den jeweiligen Kunden angepasst
Die Stichprobe zeigt auch: Einen grossen Einfluss auf den Preis hat der Zeitpunkt des Buchens. Das gleiche Angebot, gebucht mit dem gleichen Gerät am gleichen Ort, kostete je nach Tageszeit unterschiedlich viel. Preise können sich auch sekündlich ändern. Sobald ein Buchungssystem bemerkt, dass die Nachfrage gross ist, steigt der Preis.
Internetportale erkennen, mit welchem Gerät der Käufer unterwegs ist. Für Esfandiar Mohammadi vom Institut für Informationssicherheit an der ETH Zürich ist klar: «Unternehmen wollen ihre Produkte zum höchsten Preis anbieten, den Kunden zu zahlen bereit sind. Sie entwickeln Strategien mit dem Ziel, die Preise an die individuelle Kaufkraft der Kunden anzupassen.»
Technisch ist es laut Mohammadi möglich, ein Kundenprofil mit den Daten des Webbrowsers zu erstellen. Firmen nutzen diese Daten in erster Linie für personalisierte Werbung. Mohammadi schliesst aber nicht aus, dass sie Kundenprofile auch für individualisierte Preisberechnungen benutzen. Er weiss, dass Migros und Coop schon 2016 Versuche lancierten, die Preise an die individuelle Kaufkraft ihrer Kunden anzupassen. Bei Coop@home erhielt zum Beispiel ein Kunde je nach seinen Einkäufen einen Rabatt von 5 Prozent, ein anderer von 40 Prozent.
Unannehmlichkeiten «leider eine Sache des Systems»
Die Datenspionage der Firmen beginnt mit dem Einloggen ins Internet. Jeder Computer und jedes Smartphone hat eine sogenannte IP-Adresse, zugeteilt von den Telecomfirmen. Sie ist vergleichbar mit der Postadresse und ermöglicht es Firmen, den Standort und die Bewegungen eines Nutzers nachzuvollziehen.
Rentalcars schrieb: «Sie können jederzeit den günstigsten Preis nehmen und wir machen ihn für Sie fest. Verzeihen Sie uns bitte diese Unannehmlichkeiten, aber das ist leider eine Sache des Systems.»