Wenn Pensionskassen und Versicherungen das Todesfallrisiko berechnen und begründen, weshalb die Altersrenten gesenkt werden sollen, greifen sie auf die Sterbetafeln BVG 2010 oder VZ 2010 zurück. Bei diesen Tafeln sind Staatsangestellte und Leute aus dem Dienstleistungssektor massiv übervertreten. Sie leben dank guter Arbeitsbedingungen und relativ hoher Löhne länger als Menschen, die körperlich hart gearbeitet und wenig verdient haben (saldo 12/14).
Belege dafür, dass Tieflöhner eine geringere Lebenserwartung haben, gibt es in der Schweiz praktisch keine. Neue Zahlen liefert eine Studie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern. Die Forscher haben Daten aus der Volkszählung 2000 von über 4,5 Millionen Einwohnern ab 30 Jahren ausgewertet. Dazu kommen über 400 000 Todesfälle bis 2008.
Im Zentrum der Studie steht der Einfluss des Wohnorts auf die Sterblichkeit. Daneben haben die Forscher die berufliche Stellung in Bezug auf die Lebenserwartung untersucht.
Das Resultat: Eine männliche Fachkraft lebt 4,1 Jahre länger als ein Sachbearbeiter und gar 5,9 Jahre länger als ein Hilfsarbeiter. Verglichen mit einem Arbeitslosen erhöht sich die Differenz sogar auf 13,4 Jahre. Mit einer Lebenszeit, die 3,7 Jahre über jener eines Sachbearbeiters liegt, gehören auch Manager und Männer, die einen freien Beruf wie Arzt, Architekt oder Anwalt ausüben, zu den langlebigen Menschen.
Die Berufsstellung wirkt sich auch bei den Frauen auf die Lebenserwartung aus, aber weniger deutlich. So lebt eine freiberufliche Frau 2,7 Jahre länger als eine Hausfrau.
Das zeigt: Pensionskassen und Versicherungen würden bei ihren Berechnungen gut daran tun, Faktoren wie berufliche Stellung oder Bildungsniveau einzubeziehen. Die jetzigen Daten führen dazu, dass Büezer mit einer Rente oft nur einen Teil ihres angesparten Alterskapitals zurückerhalten – zugunsten der langlebigen Manager.